1905
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember2. November 1905
Der Schluß der Jagd auf Rebhühner, Wachteln und schottische Moorhühner im Regierungsbezirk Frankfurt a. O. erfolgt in diesem Jahr mit dem Ablauf des 16. November.
Groß Gastrose: (Vortragsabende) Am vergangenen Sonntag veranstaltete Lehrer Schaefer-Niemitzsch im Kois´schen Saale hierselbst einen Vortragsabend, der die Nordpolexpedition zum Gegenstand hatte. Der interessante Vortrag wurde durch 60 Lichtbilder demonstriert. Die gleichen Vorführungen bot der Redner auch in Horno, Reichersdorf und Schenkendorf.
3. November 1905
Ein Meteor wurde Mittwoch nachmittag am südöstlichen Himmel beobachtet. Am Ende seiner Bahn löste er sich in einzelne Lichtkugeln auf.
Die Kanalisation der Stadt bringt so manche Besserung in den Straßen- und Rinnsteinverhältnissen mit sich, die von der Bürgerschaft mit Freude begrüßt werden. So wird ganz besonders lebhaft die Beseitigung des Rinnsteins in der Gasstraße empfunden, der augenblicklich infolge der Kanalisation der Straße zugeschüttet wird. Er nahm bisher die Abwässer der in der Feldstraße gelegenen Spritzfabrik auf, welchen oft ein äußerst starker Alkoholgeruch entströmte, der die Passanten dieser Straße in unangenehmer Weise belästigte. Jetzt ist die Straße kanalisiert und die Abwässer werden sofort der Kanalisation zugeführt. Damit verschwinden auch die üblen Gerüche.
4. November 1905
Gymnasium: Das Schuljahr ist mit 225 Gymnasiasten, 220 Realschülern und 112 Vorschülern eröffnet worden.
7. November 1905
Fabrikfest: In der seit mehr als fünfzig Jahren bestehenden Tuchfabrik von Schemel wurde am Sonnabend das 200.000. Stück Tuch fertiggestellt und dem Fabrikherrn feierlich überreicht. Das freudige Ereignis veranlaßte den Arbeitgeber zur Veranstaltung einer Festlichkeit für die Arbeiter, die auf Noacks Berg stattfand.
Nach Fertigstellung der Schlemmkanalisation in ihren Hauptleitungen und nach Inbetriebsetzung der Klärstation wächst die Zahl der Hausanschlüsse von Tag zu Tag. Für die Hausanschlüsse muß das Straßenpflaster immer wieder umfangreich aufgerissen werden und große Erdhaufen in den Straßen sind den Passanten ein schon gewohnter Anblick. Weniger schnell als die Anschlußarbeiten schreiten die Installationsarbeiten in den Häusern fort. Hier müssen bei älteren Gebäuden erst An- und Umbauten zur Aufnahme der Neueinrichtungen vorgenommen werden, und mancher Hauswirt will zudem die natürlich beträchtlichen Kosten möglichst noch hinausschieben. Selbst bei schon vorhandenen Anlagen älterer Art kostet der Ersatz des alten Inventars durch vorschriftsmäßiges immerhin noch beträchtliche Summen.
10. November 1905
Atterwasch: (Zigeunerplage) In der Nähe von Bärenklau und Atterwasch lagerte volle fünf Tage lang in verflossner Woche ein aus sieben Wagen bestehender Trupp Zigeuner. Die Dorfbewohner hatten darunter viel zu leiden. An verschiedenen Orten wurden Hühner gestohlen. Die Bauern von Atterwasch beabsichtigten, sie eines Tages mit allen Mitteln aus dem Dorfe zu jagen, führten jedoch den Entschluß nicht aus, weil Tätlichkeiten befürchtet werden mußten. Zuweilen wurden die Gehöfte von den Zigeunern förmlich gestürmt. Alles atmete erleichtert auf, als sie endlich abzogen.
12. November 1905
Verlängertes Anschlussgleis: Mühlenbesitzer C. Lehmann hat das Anschlußgleis nach der Forst-Gubener Bahn, das im Vorjahre bis zur Neiße angelegt wurde, in diesem Sommer direkt nach der Mühle hin ausbauen lassen. Zu dem Zwecke mußte der Damm durchstochen und ein Neißearm überbrückt werden. Während vorher beim Entleeren der Waggons eine Verbindungsstraße überschritten werden mußte, was häufig Störungen veranlaßte, geht die Arbeit jetzt verhältnismäßig leicht und schnell vonstatten. Das Getreide wird in einen neben dem Wagen befindlichen überdachten Behälter geschüttet und durch Schneckengang in die Mühle befördert.
14. November 1905
Der Ausschuß des Bismarckturm-Komitees hat am Sonnabend verschiedene Punkte in unseren Bergen besichtigt. Es wurde der Beschluß gefaßt, zunächst 4 Punkte ins Auge zu fassen, zwei in der Nähe der einsamen Fichte, einen neben dem Wasserbehälter auf Engelmanns Berg und einen neben Schönhöhe. Diese Punkte sollen mit Fahnenstangen bezeichnet und dem weiteren Komitee die Beschlußfassung überlassen werden. Sobald das geschehen, wird weiteres mitgeteilt werden.
22. November 1905
Bahnamtliches: Am 1. Dezember d. J. wird die an der Strecke Forst - Guben gelegene Haltestelle Schlagsdorf, die gegenwärtig nur dem Personen-, Gepäck-, Expreß-, Eil-, Frachtgut- und Warenladungs-Verkehr dient, auch für den Tierverkehr eröffnet. Die Abfertigung von Tiersendungen in mehrbödigen Wagen ist ausgeschlossen. Nähere Auskunft über die Höhe der Frachtsätze erteilen die Abfertigungsstellen.
24. November 1905
Aus Südwestafrika kommt die Meldung, daß ein Sohn unserer Stadt in einem Gefecht bei Berseba vor einiger Zeit verwundet worden ist. Es ist der Reiter Richard Bennewitz, ein Sohn des Bergarbeiters Bennewitz hierselbst. Richard B. stand frührer beim Grenadierregiment Prinz Carl (12). Er hat einen Schuß in die Brust und den linken Oberarm erhalten. Seine Verwundung wird in dem amtlichen Telegram als schwer bezeichnet.
25. November 1905
Vier heimliche Hundeschlächtereien sind von der Polizei in unserer Stadt ermittelt worden, deren Inhaber einen schwunghaften Handel mit Hundefleisch betrieben. Größere Mengen Fleisch sind beschlagnahmt worden. Allgemein fiel der Rückgang der Hundeschlachtungen im städtischen Schlachthof auf. Im Jahre 1902, als der Schlachthauszwang für Hunde eingeführt wurde, wurden in fünf Monaten 238 Hunde geschlachtet, im ganzen Jahre 1903 aber nur 80, später wurden nur noch vereinzelt Hunde dem Schlachthofe zugeführt. Jetzt ist des Rätsels Lösung gefunden. Die heimlichen Schlächter haben eine ganz exemplarische Strafe zu gewärtigen. Es kann gar nicht dringend genug vor dem Kauf ununtersuchten Hundefleisches zum Genuß gewarnt werden, da die Hunde bekanntlich sehr oft an Krankheiten mannigfaltiger Art leiden, auch Trichinen bei Hunden sehr viel häufiger als bei Schweinen gefunden werden.
29. November 1905
Pinnow: (Feuer) In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag brach in der mit Heu und Stroh gefüllten Scheune des Bauern Steckling Feuer aus und legte die Scheune mit Inhalt völlig in Asche. Die Ursache des Feuers ist bisher nicht ermittelt worden, man nimmt an, daß es von böser Hand angelegt worden sei.