Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1908

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3. März 1908

Schlagsdorf. (Brückenbau) Über den Verlauf der kürzlich an Ort und Stelle gepflogenen Konferenz von Vertretern der Staats-, Kreis- und Lokalbehörden über den Neubau der Schlagsdorfer Neißebrücke, worüber wir bereits ausführlich berichtet haben, wird uns heute noch ergänzend geschrieben, daß vorbehaltlich der Genehmigung der maßgebenden Instanzen vereinbart worden ist, die neue Brücke möglichst neben der jetzigen alten Brücke nach der Eisenbahnhaltestelle zu erbauen, so daß die alte Brücke während der Bauzeit weiter benutzt werden kann und die Herstellung einer Notbrücke sich erübrigt. Die Verlegung der Brücke macht auch eine Verlegung der Zufahrtstraße notwendig. Ob die Brücke in Beton (wie die Groß-Gastroser und die Markersdorfer Neiße-Brücken) oder in Eisen und evtl. mit Holzbelag errichtet werden soll, darüber steht die Entscheidung noch aus. Für die Benutzung der alten Brücke, die bekanntlich der Staat unterhalten muß, der infolgedessen auch den Neubau ausführen lassen muß, wird in Schenkendorf noch ein Zollgeld erhoben. Ob dieses auch für die neue Brücke weiter beibehalten werden wird, steht noch dahin. Der Neubau der Brücke soll, sobald die Platz- und Kostenfrage sowie die Bauart von den maßgebenden Behörden endgültig entschieden sein wird, ungesäumt in Angriff genommen werden, zumal die alte Brücke schadhaft und für schweres Fuhrwerk nur mit Gefahr zu passieren ist.


8. März 1908

Guben erhält regelrechten Droschkenbetrieb. Die städtischen Behörden haben mit einem Berliner Unternehmer einen Vertrag abgeschlossen, der dem bisherigen  mangelhaften Verkehrswesen endlich ein Ende bereiten wird. Der Unternehmer verpflichtet sich, 8 Taxameterdroschken mit 15 bis 20 Pferden hier zu stationieren und Tag und Nacht vor allem zu allen Zügen, regelrechten Droschkenbetrieb zu unterhalten. Droschkenhalteplätze sind der Markt und der Platz vor dem Bahnhof. Der Unternehmer erhält im ersten Jahr eine städtische Subvention von 1000 Mark. Der Betrieb wird bereits im April dieses Jahres aufgenommen.


10. März 1908

Schenkendöbern. (Schulhaus) Unser neuerbautes Schulhaus ist am letzten Sonnabend in Benutzung genommen worden. Es liegt am Ende des Dorfes an der Chaussee nach Grano und gefällt allgemein. Zu den Baukosten ist eine Staatsbauhülfe von 7500 Mark bewilligt worden. Das alte, dicht neben dem Gutshofe gelegene Schulgehöft geht nunmehr in den Besitz unserer Gutsherrschaft über, die es zu Arbeiterwohnungen einrichten will.


19. März 1908

Den Ankauf des alten Wolfschen Fabrikgrundstückes, Lindengraben 16, für die Stadt lehnte die gestrige Stadtverordnetenversammlung mit großer Mehrheit ab. Der Magistrat hatte den Ankauf des Grundstücks für 150 000 Mark beantragt, um es für städtische Verwaltungszwecke zu benutzen, da im Rathause die Bureauräume schon lange nicht mehr ausreichen. Die Stadtverordneten hielten den Preis aber für viel zu hoch, da die jetzigen, daraufstehenden  Gebäude niedergelegt werden müssten. Für die bloße Baustelle sei 150 000 Mark viel zu teuer.

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An die ehem. Schülerinnen der

höheren Töchterschule!

Am 23. April bezieht unsere alte Schule ihr neues Heim. Auf der Grünen Wiese ist der Prachtbau entstanden, in dem die weibliche Jugend die gründliche und ernste Vorbereitung auf das Leben erhalten soll, welche die Neuzeit verlangt. Für uns ehemalige Schülerinnen ist das eine große Freude und zugleich ein willkommener Anlaß, unserer lieben Schule unsere Anhänglichkeit und unseren Dank zum Ausdruck zu bringen. Wohl steht der Bau nahezu vollendet da, aber für die innere künstlerische Ausschmückung bleibt noch manches zu tun. Es ist daher unsere Absicht, auch unsererseits dazu etwas beizutragen und der Schule, wie anderorts üblich, bei einer feierlichen Einweihung eine

Ehrengabe

zu überreichen. Wir denken zunächst an ein größeres Kunstwerk, das die Aula zieren soll, und rechnen dabei auf die freudige Mitwirkung aller ehemaligen Schülerinnen, damit unsere Gabe des Ortes und der Sache würdig sei. Wir laden darum die ehemaligen Schülerinnen behufs näherer Besprechung über die Ausführung zu einer Zusammenkunft am

Freitag den 20. März nachm. 4 Uhr im Schützenhause (kleiner Saal)

ein und bitten um recht zahlreiches Erscheinen.

Frau Clara Drenkhahn. Frau Bertha Drescher. Frau Helene Gestewitz. Frau Justizrat Hoemann. Frau Elisabeth Jnekeschky. Frau Professor Dr. Jentsch. Frau Justizrat Koch. Anna Lohmann. Frau Gertrud v. Mulesiczky. Isidora Oebler. Frau Elise Schliot. Bertha Vogel.


22. März 1908


24. März 1908

Folgender Erlaß des Kulturministeriums über die körperliche Züchtigung in den Schulen ist, wie die Berl. N. Nachr.“ erfahren, an die Provinzial-Schulkollegien ergangen: „Mit lebhaftem Bedauern habe ich  aus Vorgängen der letzten Monate entnehmen müssen, daß trotz aller angemessenen Vorschriften und ernsten Warnungen noch immer schwere Missgriffe in der Handhabung der Schulzucht, insbesondere der Strafmittel, vorkommen. Ich nehme Veranlassung, den königlichen Provinzial-Schulkollegien die sorgsamste Aufmerksamkeit auf die Handhabung der Schulzucht zur Pflicht zu machen. Insbesondere werden sie nicht unterlassen dürfen, die amtlichen Vorschriften über die körperliche Züchtigung den Leitern und Lehrern Ihres Aufsichtsbezirkes von neuem in Erinnerung zu bringen, auf ihre genaue Verfolgung sorgfältig zu halten und bei Verstößen gegen sie mit unnachsichtiger Strenge disziplinarisch einzuschreiten. Ich verweise hierbei ausdrücklich auf die im Zentralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen 1905 Seite 283 veröffentlichte Verfügung. Gez. Holle.“


26. März 1908

Altar und Kanzel der Stadt- und Hauptkirche sind am vorigen Sonntag durch Frau Kühn, geb. Jühr, mit neuen weißen, spitzenbesetzten Gedecken ausgestattet worden. Die Einsegnung der einzigen Tochter veranlasste die Geschenkgeberin zu dieser Dankesbezeugung.


29. März 1908