Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1912

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

2. Februar 1912

Der Februar. Aus der Schule her wissen wir, daß alle vier Jahre mit Ausnahme des letzten im Jahrhundert im Februar ein Tag eingeschaltet wird, um die Zeitverhältnisse zu regeln. Wieso kommt nun aber der Monat Februar zu dieser Auszeichnung? Der Grund liegt zwei Jahrtausende bald  zurück. Bei den alten Römern begann das Jahr am ersten März, da an diesem Tage die beiden höchsten Staatsbeamten, die Konsuln; ihren Posten antraten. Der Februar war also damals der letzte Monat des alten Jahres, und damit ergab sich von selbst die Einschaltung in ihn. Später ward nach dem alten populären Bauernjahr in Italien der Januar der erste Monat des Jahres. Der Februar hat seinen Namen (februare=reinigen) von dem alten Sühnefest der Römer, das in diesem Monat abgehalten wurde, während er im deutschen Kalender Karls des Großen „Hornung“ benannt war. Der 29. Februar, der Schalttag, hat in neuester Zeit klugen Geschäftsleuten zu mancher originellen Bestätigung Anlaß gegeben, denn die am 29. geborenen Zeitgenossen wollen gern, da sie nur alle vier Jahre richtig Geburtstag feiern können, dann auch ordentlich feiern. Die Zahl dieser Schalttagskinder ist nicht so gering, wie man wohl annimmt, sie geht im ganzen Reiche in die Tausende. Ein Februar mit nur 28 Tagen ist natürlich beliebter, aber der Schalttag ist etwas apartes und wird nicht gern außer acht gelassen.


6. Februar 1912

Bewerbung. Um die Stelle eines ersten Bürgermeisters der Stadt Guben haben sich, wie wir hören, 79 Herren beworben.


7. Februar 1912

In dem Rückblick auf die Tuchindustrie und auf die Hutfabrikation im abgelaufenen Jahr heißt es in dem soeben erschienenen Jahresbericht der Handelskammer für die östliche Niederlausitz:

In der Tuchindustrie hat die Mode in noch stärkerem Grade als im Vorjahr die gemusterten Stoffe bevorzugt und sich von glatten Tuchen ganz abgewandt. Infolgedessen lag die letzte Fabrikationsart sehr darnieder, während die Fabriken für gemusterte Artikel in Damen- und Herrensachen – und das ist die große Menge – gut, teilweise überaus stark beschäftigt waren. Insbesondere lag für die Niederlausitzer Fabrikation der Umstand günstig, daß weniger Kammgarnstoffe und mehr Cheviots, Ulsters, sowie Damenstoffe nach englischer Art gesucht waren. Das Wintergeschäft 1911 stand dann unter dem Zeichen der Flauschstoffe, welche so stark  begehrt waren, daß der Nachfrage selbst unter größter Anspannung aller Kräfte nicht Genüge getan werden konnte. In dieser Modebewegung des Jahres hat namentlich Forst großen Erfolg gehabt. In Halbwollenstoffen war das Berichtsjahr weniger befriedigend, der Absatz geringer und die Preise gedrückt. Die Ausfuhr von Tuchen war ungleich und vielfach wenig erfreulich. Der seit langer Zeit beklagte Umstand, daß die Zahlweise der Kundschaft immer schlechter und die Innehaltung der Konditionen immer nachlässiger wird, blieb auch im Berichtsjahre unverändert. Leider sind die Aussichten auf das Zustandekommen einer Tuchkonvention wieder günstiger geworden.


8. Februar 1912

Säuglingsfürsorge. Aus der praktischen Arbeit des Vereins Frauenwohl dürfte die von ihm ins Leben gerufene Säuglingsfürsorge weitere Kreise interessieren. Sie begann am 8. Juni mit der ersten Mütterberatungsstunde. Seit dem 1. September 1910 wurden regelmäßige Sprechstunden, verbunden mit ärztlicher Untersuchung der Säuglinge und Verteilung von Stillprämien, abgehalten, bis Jahresschluß 1911 an 63 Tagen. Es wurden 226 Mütter beraten, darunter 2 Mütter mit Zwillingen, also 228 Kinder, von diesen Kindern waren ehelich 189, unehelich 39. Der Besuch der Sprechstunden ist wesentlich gestiegen, durchschnittlich fanden sich zu jeder Beratungsstunde 37 Mütter ein, in den letzten Monaten weit über 40. An 157 selbststillende  Mütter wurden Stillprämien abgegeben, an 17 Mütter Milchunterstützungen. Von den beratenen Kindern starben, so weit bekannt, 5%, ein sehr günstiges Ergebnis, verglichen mit der sonstigen Säuglingssterblichkeit. Außer den Beratungsstunden machten die vom Verein angestellten Fürsorgeschwestern über 3000 Hausbesuche bei den Kindern. Die Arbeit erfreute sich der wohlwollenden Unterstützung der Stadtbehörde, die in den vom Verein Frauenwohl gebildeten Ausschuß für Säuglingsfürsorge Herrn Stadtrat Bolduan und Herrn Stadtverordneten Kunert abordnete. Außerdem gehören ihm als beratender Arzt Herr Medizinalrat Dr. Jungmann und als Kassenführer Herr Pfarrer lic. Baltzer an. Dazu als Vorsitzende Frau Magarethe Schlief und weitere zehn Damen des Vereins, die alle in regelmäßigem Wechsel jeden Mittwoch tätig sind, Die Stadtverwaltung gewährte der Fürsorgeschwester zunächst freie Wohnung und Beköstigung, seit dem 1. Juli freie Wohnung und Kostgeld, monatlich 30 M., außerdem im Jahre 1911 350 M. für Stillprämien und überwies dem Verein aus dem Wolfsschen Legat 106,20 M. Außerdem überwies die Landesdeputation des Marktgraftums Niederlausitz 300 M. Alle anderen Mittel sind durch Veranstaltungen des Vereins Frauenwohl beschafft, durch einen vier mal wiederholten Theaterabend fast 300 M., durch den Blumentag über 9000 Mark, von dem ein Fünftel dem Vaterländischen Frauenverein für Gubener Veteranen und dem Suppenverein für seine Arbeit abgetreten wurden. Der Verein bedarf so großer Mittel, da er allein für Stillprämien monatlich jetzt über 300 M. ausgibt. Hoffen wir, daß die Opferwilligkeit unserer Mitbürger ihn weiter unterstützen wird, seine segensreiche Arbeit fortzusetzen.


11. Februar 1912


14. Februar 1912


15. Februar 1912

Am Zweikaiserbrunnen  auf dem Marktplatz wird gegenwärtig eine Reparatur ausgeführt. Die etwa 1 ½ Ztr. schweren Spitze hat sich nach der Seite zur Kirche gesenkt. In einer halbrunden Verzierung, die nach oben offen ist, hat sich Wasser angesammelt, wodurch ein Rost entstand, der die Stange langsam zersetzte. Glücklicherweise wurde der Schaden, der erhebliche Folgen hätte haben können, wenn die schwere Spitze heruntergebrochen wäre, rechtzeitig bemerkt.