Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1912

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5. Mai 1912

Verbrechen?  Ein bei einem hiesigen Geschäftsmann bedienstetes 21jähriges Mädchen hat einem Zwillingspaar, Knaben und Mädchen, das Leben geschenkt. Beide Neugeborenen wurden tot aufgefunden: ein Kind fand man, wie wir erfahren, in der Komode, das andere in der Röhre eines ungeheizten Ofens. Die Mutter wurde ins Krankenhaus geschafft, wo auch die Obduktion der Kinderleichen vorgenommen wurde. Das Ergebnis der Obduktion, ob die Kinder tot geboren oder bei der Geburt lebten, war noch nicht zu vernehmen. Die Erlaubnis zur Bestattung der Leichen ist erteilt worden.


11. Mai 1912

Aus Guben und Umgebung

Bestätigung des Ersten Bürgermeisters:  Wie wir aus sicherster Quelle erfahren, ist die  Bestätigung der Wahl des Herrn Dr. Glücksmann zum Ersten Bürgermeister erfolgt. Ueber den Termin der Einführung steht noch nichts fest. – Von anderer Seite wird berichtet, daß die Einführung voraussichtlich am 17. Mai durch den Königl. Regierungspräsidenten v. Schwerin aus Frankfurt a.O. stattfände. Bestimmte Beschlüsse liegen jedoch, wie wir hören, darüber noch nicht vor.


12. Mai 1912


14. Mai 1912

Bootshauseinweihung:  Der Gubener Ruderklub von 1895 beging am Sonnabend und Sonntag die Feier der Einweihung seines neuerbauten Bootshauses. Die Feier wurde am Sonnabend abend im Schützenhause mit einer Festtafel und anschließendem Ball eingeleitet. Eine große Beteiligung, wie sie der Klub noch niemals zu verzeichnen gehabt hat, zeugte von dem großen Interesse, das dem Klub aus allen Kreisen der Einwohnerschaft entgegengebracht wird.        [Es folgt ein Text mit Grußworten]


16. Mai 1912


19. Mai 1912

Ballonlandung  Gestern nachmittag um 5 Uhr landete in der Nähe von Reichenbach unweit des jüdischen Kirchhofs der Ballon  „Para“ des Luftschiffer- Bataillons Nr. 1. Der Gondel entstiegen drei Herren. Der Aufstieg ist in Staaken bei Spandau um 1 Uhr 15 Min. nachmittags erfolgt. Die Landung ging mit Hilfe der hinzugeeilten Zuschauer glatt von statten. Das  zusammengelegte  Luftfahrzeug wurde mit der Bahn zurückbefördert.


21. Mai 1912

Aus Guben und Umgebung

Die Einführung des Ersten Bürgermeisters  Dr. Glücksmann erfolgte heute nachmittag im Beisein  zahlreicher  Mitglieder des Magistrats und sämtlicher Stadtverordneten. Stadtverordneten-Vorsteher, Herr Geh. Reg.-Rat Dr. Hamdorff, eröffnete pünktlich 3 1/4 Uhr die Sitzung, worauf Herr Regierungspräsident  v. Schwerin das Wort zur Einführung ergriff. Herr Geheimrat Dr. Hamdorff  bewillkommnete den Ersten Bürgermeister Herrn Dr. Glücksmann namens der Stadtverordnetenversammlung und der Bürgerschaft. In längerer Rede  erwiderte Herr Erster Bürgermeister Dr. Glücksmann auf die an ihn gerichteten freundlichen Worte. Der Zuschauerraum war gedrängt  gefüllt;  das Rathaus hatte geflaggt. Wir kommen auf die Einführung noch ausführlich zurück.


22. Mai 1912

Die Einführung des Ersten Bürgermeisters Dr. Glücksmann

Wiederum wehten vom Rathause die Flaggen: sie kündeten diesmal dem neugewählten Ersten Bürgermeister, Herrn Dr. Glücksmann ein freudiges Willkommen und dem zu seiner Einführung erschienenen Herrn Regierungspräsidenten v. Schwerin ehrerbietigen Gruß!  Die auf gestern nachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung einberufenen Stadtverordneten waren, wie schon mitgeteilt, vollzählig erschienen, ebenso die Mitglieder des Magistrats, mit Ausnahme des Herrn Bürgermeisters Sachse, der seiner angegriffenen Gesundheit wegen einen Erholungsurlaub angetreten hat.     (Es folgt ein Text mit Grußworten)


26. Mai 1912

Die Schulden der Stadt Guben betrugen bei Beginn des Etatsjahres 1912: 5 050 488 M. Legt man dieser Summe die Zahl der am 31. Dezember 1911 gezählten Personen von 39 195 zu Grunde, kommen auf den Kopf der Einwohnerzahl 128,85 M Schulden. Zur Verzinsung des Schuldenbetrages sind 164 051 M erforderlich, welcher Betrag pro Kopf 4,18 M ergibt. Zur Tilgung der Schuldsumme werden 171 200 M benötigt, oder etwa 4,36 M pro Kopf. Die gesamte Kapital- und Schuldenverwaltung vereinnahmt nach dem Etat 234 740,77 M und hat zu verausgaben 353 300,27 M, erfordert somit einen Zuschuß von 118 559,50 M oder 3,03 M pro Kopf. Das Vermögen der Stadt Guben beträgt 13 636 654,27 M, also nach Abzug der Schulden noch 8 586 165,75 M oder 219,06 M pro Kopf.

Aus dem Gubener Landkreise

Wellmitz, Schulhausneubau  Die Ausführung des Neubaues des hiesigen Schulgehöfts ist dem Maurermeister Else in Fürstenberg a.O., der bei der Bauausschreibung das niedrigste Gebot abgegeben hat, übertragen worden. Die veranschlagten Baukosten betragen rund  36 000 M. In dem Neubau werden Räumlichkeiten geschaffen für 3 Schulklassen und Wohnungen für 2 verheiratete und 1 unverheirateten Lehrer. Während der Bauzeit sind die beiden Lehrer und Schulklassen bei Besitzern untergebracht worden. Das neue Schulgehöft wird auf der Stelle des alten Schulgehöfts errichtet. Zur Beschaffung der Schule und Lehrgärten werden Teile unserer geräumigen Dorfaue , die unsere Gemeinde z. Zt. vom Stift Neuzelle erworben hat, verwendet werden. Das neue Schulgehöft wird in seiner geschmackvollen schlichten Bauweise eine Zierde für unseren Ort bilden.


29. Mai 1912


31. Mai 1912

50jähriges  Jubiläum  Die durch ihre Erzeugnisse in Filz- und Holzschuhen , sowie Holzpantoffeln weit über die Grenzen unserer Provinz  hinaus bekannte Schuhwarenfabrik  von Louis Rohde hier konnte am 26. Mai auf ein 50jähriges Bestehen zurückblicken. Die Fabrik, vor 50 Jahren als Lohgerberei begründet, begann vor ca. 25 Jahren mit der Fabrikation von Holzpantoffeln, die durch ihre Güte bald  guten Absatz fanden. Allmählich schloß sich daran die Herstellung von Filz- und Holzschuhen, der sich in neuerer Zeit auch die Erzeugung von Lederschuhen aller Art anreihte. Der Gründer des Geschäfts , der Gerbermeister Louis Rohde, erlag vor Jahresfrist  einem Herzschlage. Das Geschäft wurde seitdem in unveränderter Weise von der Witwe weitergeführt und ist jetzt auf die beiden jüngsten Söhne des Verstorbenen übergegangen. Obwohl die Feierlichkeit in aller Stille begangen werden sollte, liefen doch zahlreiche Glückwünsche ein. Das Arbeitspersonal wurde durch namhafte Geldgeschenke überrascht.