Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1913

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1. Januar 1913

Ein anderes Aussehen zeigt von heute ab unsere „Gubener Zeitung“. War doch ihr Aeußeres, wenn sie auch innerlich, getreu ihren politischen Grundsätzen, stets mit der Zeit fortgeschritten ist, im Laufe der Jahre etwas altmodisch geworden. Aber auch sonst werden, wie wir hoffen, unsere verehrten Leser und Leserinnen mit den vorgenommenen  Aenderungen zufrieden sein. Das größere Format, das dem Normalformat der großen Berliner Blätter angepaßt ist, wird einer entsprechenden Vermehrung des textlichen Teiles zu statten kommen. Die umfangreiche, neu geschaffene Maschinenanlage, die in der Aufstellung einer 16seitigen Zwillings-Rotationsmaschine der modernsten Konstruktion gipfelt, wird namentlich an den Tagen, an denen die Zeitung mehr als 8 Seiten umfaßt, für eine schnellere Fertigstellung des Blattes sorgen. Liefert sie doch die Zeitung  bis zu 16 Seiten Inhalt fix und fertig gefalzt, zusammengelegt und abgezählt. Auch der rechtzeitigen Abfertigung unserer Postauflage wird dies sehr dienlich sein. – Im Augenblick sind allerdings noch manche kleine Schwierigkeiten, die bei derartigen Uebergangsperioden nicht ausbleiben, zu überwinden. Trotzdem hoffen wir, auch in diesen Tagen stets zur rechten Zeit auf dem Platze zu sein.


4. Januar 1913

Kirchliche Statistik Im verflossenen Kalenderjahre 1912 wurden 275 Paare getraut gegenüber 254 Paaren im Jahre 1911. Mithin haben 21 Paare  mehr die kirchliche Ehe geschlossen. Getauft wurden 706 Kinder, und zwar 368 Knaben und 338 Mädchen. Gegenüber dem Jahre 1911 hat sich die Zahl (726) der getauften Kinder um 20 verringert. Konfirmiert wurden 383 Knaben und 386 Mädchen, insgesamt wurden also 769 Konfirmanden gezählt ( im Jahre 1911 378 Knaben und 382 Mädchen = 760 Konfirmanden). Unter den 769 konfirmierten Kindern waren 8 taubstumme Kinder, und zwar 6 Knaben und zwei Mädchen. Das heilige Abendmahl empfingen 5675 Personen gegenüber 6084 Personen im Jahre 1911. Kirchlich beerdigt wurden 404 Personen (475 Personen im Jahre 1911). Die goldene Hochzeit begingen unter ehrender Anerkennung 6 Ehepaare.

Städtische Volksbibliothek Im verflossenen Jahre wurden in der städtischen Volksbibliothek an 16 249Personen 27 872 Bücher zur häuslichen Benutzung ausgegeben. Ueber die Behandlung derselben mußte wie in früheren Jahren oftmals Klage geführt und dringend gebeten werden die Bücher beim Abholen und Zurückbringen durch einen Umschlag gegen Nässe zu schützen, sie im Hause nicht kleinen Kindern zum Bekritzeln oder als Bilderbücher in die Hände zu geben und aufgefundene Beschädigungen im Ausgabezimmer der Bibliothek  anmelden zu wollen. Die Lesehalle ist von 5274 weiblichen und männlichen Personen besucht worden. Die im letzten Vierteljahre durchgeführte Verlängerung der Lesezeit bis abends 9 ½ Uhr mußte des geringen Besuches wegen eingestellt werden, und daher ist vom 2. Januar ab die Lesehalle wieder wie vorher an Wochentagen von 5 bis 8 Uhr und des Sonntags von 4 bis 7 Uhr geöffnet.


5. Januar 1913

Die Uebergabe des städtischen Elektrizitätswerkes  und des Kraftwerkes der Seydell’schen Mühlen an das Märkische Elektrizitätswerk ist seitens der Stadt am Donnerstag, den 2. Jan., erfolgt. Die Verwaltung der Werke wird nach Frankfurterstraße 33 gelegt, wo das Märkische Elektrizitätswerk  das Vorderhaus von dem Inhaber der Gubener Dütenfabrik Herrn Max  Graul, gemietet hat. Das Untergeschoß wird gegenwärtig bereits hergerichtet, während das erste Stockwerk erst am 1. April zu Verwaltungsräumen eingerichtet wird.


11. Januar 1913


15. Januar 1913

Der scharfe Frost der letzten Tage hat die Teiche und niederen Gewässer bereits mit einer starken Eisdecke überzogen. Die Jugend macht sich dies zu Nutze und tummelt sich bereits in eifrigem Schlittschuhlauf auf dem Eise. Die Neiße führt Treibeis mit sich, das an flachen Stellen bereits zum Stehen kam. Doch sei ausdrücklich davor gewarnt, das Eis der Neiße jetzt schon zu betreten, da es noch nicht hinreichend tragfähig ist.


16. Januar 1913

Die Einwohnerzahl der Stadt Guben hat auch im Jahre 1912 wieder um 94 zugenommen und betrug am 31. Dezember 39 289 Personen. Im Laufe des Jahres sind 5025 Personen zugezogen und 825 geboren. Weggezogen sind 5179 und gestorben 577 Personen. Die Zunahme der Einwohnerzahl ist jedoch wesentlich geringer wie im Jahre 1911. Am 31. Dezember 1910 betrug die Einwohnerzahl 38 650 Personen und am 31. Dezember 1911 39 195 Personen. Es war im Jahre 1911 der Zuzug mit 5216 Personen und die Geburtenziffer mit 881 größer, sowie der Wegzug mit 4879 Personen geringer. Gestorben sind dagegen im Jahre 1911 mit 673 Sterbefällen mehr Personen als im Jahre 1912. Jedenfalls zeigt die Einwohnerzahl der Stadt Guben im Gegensatz zu mancher anderen Stadt des Regierungsbezirks  Frankfurt a. O. alljährlich eine aufsteigende Tendenz.


18. Januar 1913

Fernsprechwesen Die Zahl der an das Fernsprechnetz Guben angeschlossenen Teilnehmer hat am 1. Januar die Zahl 500 überschritten. Auf Grund des § 3 der Fernsprech-Gebühren-Ordnung vom 20. Dezember 1899erhöht sich daher die Pauschgebühr  vom 1. April ab von 140 auf 150 M. Die Teilnehmer sind berechtigt, ihre Anschlüsse zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Erhöhung mit einmonatiger Frist zu kündigen.

Der Verein für Feuerbestattung für Guben und Umgegend hatte am 31. Dezember erst ein halbes Jahr seit seiner Gründung hinter sich und in dieser so kurzen Zeit einen außergewöhnlich günstigen Aufschwung genommen. In der letzten Vorstandssitzung konnte mitgeteilt werden, daß nunmehr annähernd 80 Mitglieder dem Verein angehören und alle Aussicht vorhanden ist, daß die ersten 100 Mitglieder in Kürze erreicht sein werden. Der Vorstand beschäftigte sich bisher mit verschiedenen Projekten, die den Mitgliedern materielle Erleichterungen bei eintretendem Todesfall bringen sollen. Näheres darüber wird in der nächsten Generalversammlung , die auf den 3. Februar festgesetzt wurde, mitgeteilt werden. Sein Hauptaugenmerk lenkt der Verein darauf, gerade den mittleren und unteren Volksschichten, in denen der Gedanke der Feuerbestattung sich immer mehr verbreitet, die Kosten zu erleichtern. Zu diesem Zwecke werden die Stiftungen, die dem Verein in Aussicht gestellt wurden, segenbringend wirken. Es eröffnet sich hier ein neues Betätigungsfeld für ideale Spender.


24. Januar 1913

Export nach China Die fortschreitende Europäisierung Chinas hat, wie der „B.L.-A.“ hört, auch der Berlin-Gubener Hutfabrik, Akt.-Ges. vorm. A. Cohn in Guben, bedeutende Aufträge gebracht. Mit deren Ausführung ist die Firma schon seit längerer Zeit beschäftigt. Der Abschluß für 1912 wird, wie weiter gemeldet wird, sehr gute Ziffern zeigen, in Börsenkreisen rechnet man ziemlich bestimmt auf die Ausschüttung einer Dividende von 16 Prozent (i. V. 14 Prozent)