Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1913

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1. Juni 1913

Das Schwimmen als Unterrichtsgegenstand wird an den hiesigen Volksschulen eingeführt. Der Unterricht soll in den Nachmittagsstunden von 2 – 7 Uhr von den Lehrern der betreffenden Schulen in einer gegenwärtig im Bau befindlichen Schwimmanstalt in der Oberneiße unweit Krölls-Brauerei erteilt werden. Er soll 10 Unterrichtswochen mit drei wöchentlichen Unterrichtsstunden umfassen. Die Einführung dieses Unterrichtsgegenstandes soll in diesem Jahre zunächst fakultativ erfolgen und sich auf die 3. Knabenklassen beschränken, um im nächsten Sommer obligatorisch durchgeführt zu werden. Da die neue Schwimmanstalt fast fertiggestellt ist, kann in den nächsten Tagen mit dem Unterricht begonnen werden.


4. Juni 1913

Sanitätswache und Rettungsdienst. In der Stadtverordneten-Versammlung vom 19. März wurde die Errichtung einer Sanitätswache beschlossen und die Mittel zur Errichtung mit 290,75 M und für die dauernde Unterhaltung mit 1360 M pro Jahr bewilligt. Die Vorbereitungen zu dieser sozialen Einrichtung sind jetzt beendet und mit dem 1. Juni ist der Betrieb der Sanitätswache und des Rettungsdienstes der Krieger-Sanitätskolonne vom Roten Kreuz aufgenommen worden. Die Wache ist im städtischen Krankenhause untergebracht und steht unter Aufsicht des Vorstandes der Sanitätskolonne (Vorsitzender Herr Dr. Brauner). Der Zweck dieser Einrichtung ist, wie schon früher mitgeteilt wurde, bei Unfällen, plötzlichen Erkrankungen, sowie bei Katastrophen innerhalb der Stadt die erste Hilfe zu leisten und den Transport von Verletzten und Erkrankten in die Krankenhäuser bezw. In Privatwohnungen auszuführen…

Daß die Sanitätswache mit Verbandsstoffen, Instrumenten, Schienen usw. sowie mit einem Sauerstoffapparat ausgerüstet ist, soll nicht unerwähnt bleiben. Die vorzügliche Organisation der Wache läßt somit erkennen, daß es sich um eine Einrichtung handelt, die einem wirklich allgemeinen Bedürfnis entsprach.


6. Juni 1913

Vom neuen Eichgesetz. Am 1. Oktober tritt bekanntlich für alle Bierseidel und Becher das neue Eichgesetz in Kraft; es sei daher nochmals darauf hingewiesen, daß, ehe Strafen und Konfiszierung der Gläser eintreten, kein Glas verworfen zu braucht, wohl aber nach gesetzlicher Vorschrift geeicht sein muß und zwar sollen 2 Zentimeter Schaumrand bleiben, welche bis zu 4 Zentimeter aber zulässig sind.


9. Juni 1913


12. Juni 1913


17. Juni 1913

Stargardt. 16. Juni. (Pfarrwechsel.) Im Laufe dieser Woche verläßt Herr Pastor Mix die Stätte seiner hiesigen Wirksamkeit und übernimmt die Pfarrstelle an der Klosterkirche zu Guben. Am Sonntag hielt er in unserer Kirche vor vielen Zuhörern seine Abschiedspredigt, nachdem er sich 8 Tage zuvor schon von der Tzschernowitzer Gemeinde in einer besonderen Andacht in der Schule verabschiedet hatte. Sein Fortgang wird hier tief bedauert. Die Kirchengemeinde verliert in ihm nicht nur einen eifrigen Seelsorger, sondern auch einen allzeit hilfsbereiten, liebenswürdigen Berater. Die von ihm eingeführten Bibelstunden und Familienabende hatten sich stets regen Besuchs zu erfreuen; ebenso ist die Einrichtung des Kirchenchores und die Beschaffung einer neuen Orgel aus freiwilligen Gemeindemitteln sein Verdienst. Das kirchliche Leben ist während seiner fast 10jährigen hiesigen Tätigkeit um ein gutes Stück vorwärts gekommen. Auch auf sozial-politischem Gebiete war er unablässig tätig. Er gründete einen Raiffeisen-Verein, der die verschiedenen landwirtschaftlichen Maschinen anschaffte und deren Benutzung auch den übrigen Gemeindemitgliedern freistellte, und der vom Verein gekaufte Leichenwagen wird nunmehr bei jedem Begräbnis gebraucht. In absehbarer Zeit hätte unser Ort auf Grund der Anregungen des Herrn Pfarrer Mix auch Güterverkehr bekommen, doch scheint diese Frage nunmehr in weite Ferne gerückt zu sein. In die erledigte Pfarrstelle ist vom Patron unserer Kinder, Sr. Durchlaucht dem Prinzen zu Schönaich-Carolath, Pastor Zimmermann aus Meisterswalde, Kreis Danziger Höhe, berufen worden.


18. Juni 1913

Säuglings-Fürsorgeheim. Nachdem die gestrige Feier im Jugendheim beendet war, begaben sich die Herren nach dem Grundstück Alte Poststraße 43, wo die Weihe des Grundsteins zu dem Säuglings-Fürsorgeheim vorgenommen wurde. An diesem Festakt nahmen auch für den Verein „Frauenwohl“ Frau Fabrikbesitzer Marg. Schlief und für den Vaterländischen Frauen-Zweigverein Frau Oberbürgermeister Johanna Bollmann teil. Zu beiden Seiten des Steins standen Maurerlehrlinge, in ihrer Zunfttracht. Es war ein erhebender Augenblick, als Herr Erster Bürgermeister Dr. Glücksmann an den Stein herantrat und die Gründungsurkunde verlas, aus der zu entnehmen war, daß es sich hier um ein Werk von hoher sozialer Bedeutung handelt, dessen Notwendigkeit erst später so recht in die Erscheinung treten wird, wenn es seiner Bestimmung gemäß in Wirksamkeit getreten ist. [Es folgt der Text der Gründungsurkunde].


22. Juni 1913

Die alte Orgel in der Stadt- und Hauptkirche wird am kommenden Sonntag zum letzten Mal ihre Akkorde ertönen lassen, um dann einer neuen mit allen technischen Errungenschaften der Neuzeit ausgestatteten Orgel Platz zu machen.  Bis zur voraussichtlich am 1. Oktober erfolgenden Fertigstellung der neuen Orgel wird eine Interimsorgel aufgestellt.


24. Juni 1913

Einführung des Herrn Pfarrers Mix. Gestern, den 5. Sonntag nach Trinitatis, wurde der für die Klosterkirche bestätigte Herr Pfarrer Mix durch den Superintendenten Mueller-Fürstenberg unter Assistenz des Herrn Archidiakonus  Hildenhagen-Guben und des Herrn Pfarrers Rupnow-Schenkendorf in sein neues Amt als Pfarrer der Klosterkirchengemeinde eingeführt. Die Liturgie hielt Herr Archidiakonus Hildenhagen, wobei der Kirchenchor den 100. Psalm: “Jauchzet dem Herrn“ von Stein und das geistliche Lied „Harre meine Seele“ von Cäsar Malan vierstimmig erklingen ließen. Herr Superintendent Müller legte seiner Rede den Text Mt. 9,36 zugrunde. In seiner Ansprache gedachte er des Glückes und des Leides im Pfarrerleben zu Stargardt….


25. Juni 1913

Die neue Orgel der Klosterkirche hat bei der Einführungsfeier des Herrn Pastor Mix am Sonntag durch ihren schönen vollen Ton allgemein erfreut. Bei dieser Gelegenheit sei auf den Umbau des Orgelwerks noch ein kurzer Rückblick geworfen… [Es folgt ein Text zur Geschichte der Orgel.]


26. Juni 1913


29. Juni 1913

Vom Gymnasium. In die Oberlehrerstelle, die durch die Pensionierung des Herrn Professors Klohn frei wird, hat der Magistrat Herrn Erich Müller gewählt. Herr Müller, selbst ein Schüler der Gubener Anstalt, hat hier von Ostern 1912 bis Ostern 1913 sein Probejahr absolviert. Ostern 1913 wurde er zum wissenschaftlichen Hilfslehrer an der höheren Waldschule der Stadt Charlottenburg bestellt und wird nun, dem Rufe seiner Vaterstadt folgend, zum Oktober als Oberlehrer zurückkehren.