Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1913

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

1. November 1913

Meisterprüfung. Seine Prüfung als Elektrotechnikermeister hat der Elektrotechniker K. Strattner hier, Pestalozzistraße 9 vor der Handwerkskammer in Frankfurt a. O. bestanden.


7. November 1913

Bestrafte Tänzerinnen. Zu einer empfindlichen Geldstrafe wurden in der gestrigen Verhandlung  zwei junge Mädchen verurteilt, die die Wackel- und Schiebetänze nicht lassen konnten. Die Angeklagten waren die 18jährige Arbeiterin Marta R. und die 20jährige Arbeiterin Elsbet N. aus Guben. Letztere war lange Zeit nicht zu ermitteln, sie will sich, ohne zu arbeiten, in Sommerfeld aufgehalten haben. Die beiden Angeklagten wollen schon öfter so getanzt haben, obwohl es verboten ist. Die Oeffentlichkeit  war während der Verhandlung  ausgeschlossen. Sämtliche Zeugen haben ein Aergernis an dem frechen unanständigen Verhalten der Angeklagten genommen. Der Amtsanwalt beantragt gegen jede Angeklagte 1 Monat Gefängnis. Der Gerichtshof  erkennt auf je 50 M Geldstrafe oder je 10 Tage Gefängnis. Noch einmal blieben den Mädchen die Türen des Gefängnisses verschlossen; hoffentlich ziehen sie eine Lehre aus der Verhandlung.


11. November 1913


12. November 1913

Für Errichtung einer Schwimmanstalt und Erteilung unentgeltlichen Schwimm-Unterrichts an Volksschulkinder sind 8211,52 M verausgabt worden. Da nur 8000 M zur Verfügung standen, soll die Stadtverordneten-Versammlung in ihrer nächsten Sitzung 211,52 M nachbewilligen. Dieser neue Zweig der Wohlfahrtseinrichtungen hat bei seiner Inbetriebnahme besonders ungünstige Verhältnisse zu überwinden gehabt. Die unfreundliche Witterung und Hochwasser, sowie die in der Nähe der Anstalt betriebenen Neißeregulierungsarbeiten haben den Betrieb behindert bzw. gestört. Von 295 Teilnehmern des Unterrichts haben 142 Knaben das Schwimmen erlernt. Im nächsten Jahre wird die Teilnahme am Schwimmunterricht obligatorisch gemacht.


19. November 1913


21. November 1913

Neubau der katholischen Kirche.  Die auf einer Anhöhe in der Haagstraße so malerisch gelegene katholische Kirche wurde im Jahre 1860 für die damals etwa 200 Seelen zählende katholische Gemeinde erbaut. Inzwischen ist die Gemeinde auf etwa 2000 Seelen angewachsen, zu denen noch viele aus den ländlichen Ortschaften kommen, so daß das kleine zierliche Kirchlein mit seinen 200 Sitzplätzen für den Gottesdienst längst nicht mehr ausreicht. Der derzeitige Pfarrer ist mit Erfolg bemüht, Mittel für eine größere Kirche zu sammeln, so daß in absehbarer Zeit mit dem Neubau wird begonnen werden können. Da aber Bauen, und besonders ein Kirchenbau, Geld, viel Geld kostet, so lassen sich sowohl der Kirchenvorstand  wie auch die katholische Gemeinde in ihrer Gesamtheit die Sammlung von Baumitteln angelegen sein. Diesem Zwecke diente auch die gestern, am Todestage der hl. Elisabeth, auf „Sanssouci“ veranstaltete Wohltätigkeits-Vorstellung . Zur Aufführung kam das religiöse Schauspiel „ Die hl. Elisabeth von Thüringen“ von Dr. Weißenhofer. Die hl.  Elisabeth, Landgräfin von Thüringen (1207 – 1231), residierte auf der Wartburg, zeichnete sich durch Werke der Barmherzigkeit aus; Arme und Kranke verehrten sie schon zu ihren Lebzeiten als Heilige. Ihr Schwager, Landgraf  Heinrich Raspe, oder nach dem Volksschauspiel ihre herrschsüchtige Schwiegermutter, Gräfin Sophie, vertrieb sie von der Wartburg, nachdem ihr Gemahl, Landgraf Ludwig IV. , auf einem Kreuzzug angeblich gefallen war. Doch erhielt sie durch Vermittlung ihres Oheims, des Bischofs Eckbert von Bamberg, wieder Zutritt zur Wartburg. Sie lebte nach dem Tode ihres Gemahls auf ihrem Witwensitz in Marburg  in frommer Zurückgezogenheit. Papst Gregor sprach sie 1235 heilig. Ueber ihrem Grab  zu Marburg  legte ihr Schwager, Landgraf Konrad, 1236 den Grund zu der heutigen Elisabethkirche. Das Schauspiel hält sich zwar nicht streng an die historische Treue, Wahrheit und Dichtung werden darin vermischt; es stellt die hl. Elisabeth in die Mitte der Handlung  und läßt uns diese thüringische Fürstin durch ihr Gottvertrauen, ihre Barmherzigkeit und ihren Leidensweg  her und lieb erscheinen. Die Aufführung war sorgfältig vorbereitet. An der Darstellung  waren talentierte Damen und Herren der Gemeinde  beteiligt. Die Rollen der frommen Elisabeth, der herrschsüchtigen Gräfin Sophie, der treuen Rosamunde, des gewalttätigen Burgvogts, des alten Einsiedlers der edlen Kaiserin und der armen Frauen wurden mit gutem Verständnis durchgeführt. Die stimmungsvolle Dekoration und die kostbaren historischen Kostüme, namentlich im letzten Akt, wirkten sehr malerisch. Die Pausen wurden durch Musikvorträge ausgefüllt. Die Aufführung, die am Sonntag, den 23. November (Totensonntag), wiederholt wird, wurde sehr beifällig aufgenommen.


26. November 1913