Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1913

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1. Juli 1913

Die Seydelschen Mühlen haben mit dem heutigen Tage ihren Betrieb eingestellt. Das Grundstück nebst Mühleninventar geht bekanntlich in das Eigentum der Stadt Guben über.


2. Juli 1913

Die Gubener Stadtmühle hat, wie schon kurz erwähnt, gestern ihren Betrieb eingestellt und ist in den Besitz der Stadt Guben übergegangen. Aus der Geschichte der Mühle dürften nachstehende Mitteilungen interessieren: Die im Jahre 1737 von der Stadtverwaltung erbaute Mühle wurde 1787 umgebaut und etwa um das Jahr 1800 an Friedrich Passow und Johann Gottlob Hanko in Erbpacht gegeben. Zu der Mühle gehörten früher u.a. das alte Cottbuser Schloß, die Tuchmacherwalke, die Lohmühle und der „Winkel“, wo jetzt die Berlin-Gubener Hutfabrik, Abteilung Berthold Lißner, steht. In den vierziger Jahren bis etwa Mitte 1850 waren der Fabrikbesitzer William Cockerill bezw. der Regierungsassessor a.D. Wilhelm  Bothmer Besitzer der Mühle, die inzwischen Eigentum des Erbpächters geworden war. Einige Jahre später wurde das Mühlenetablissement zwangsweise versteigert und von dem Rittergutsbesitzer Gustav Eugen Seydell in Liebesitz und dem Geh. Oberregierungsrat und Königl. Geh. Revisionsrat Pochhammer in Berlin erstanden. Als Kaufpreis stehen in den Akten 209 000 Taler. Später ging die Mühle in den Besitz der Gebrüder Seydell in Liebesitz und Gosda, Kreis Spremberg, über. Im Laufe der Jahre gingen die Walke und Lohmühle ein, während der „Winkel“ veräußert wurde. Besonders wertvoll wurde die Mühle durch den in der Neiße errichteten Neubau des Elektrizitätswerkes. In der Mühle wurden durchschnittlich täglich 500 bis 600 Zentner Getreide zu Mühlenfabrikaten verarbeitet.


3. Juli 1913

Der kälteste Junitag seit 60 Jahren. Der letzte Sonntag war, wie das Berliner Wetterbureau mitteilt, der kälteste Junitag seit den letzten 60 Jahren beobachtet wurde. Die Morgentemperatur betrug in Berlin 11,3 Grad Celsius, die mittlere Tagestemperatur 12,3 Grad. Sie war nur um einen halben Grad höher als die niedrigste Junitemperatur, die seit erdenklichen Zeiten überhaupt registriert wurde.


12. Juli 1913

Zur Verlegung des Viehmarktes. Unter dem 27. Mai ist von der Stadtverordnetenversammlung vom 2. Mai von der Stadtverordneten-Versammlung die Verlegung des Viehmarktes vom Spichererplatz nach dem städtischen Gelände westlich vom Bahnhof Guben (kleiner Exerzierplatz) in Aussicht genommen und beschlossen, die weitere Beratung einer gemischten Kommission, bestehend aus 4 Magistratsmitgliedern und 8 Stadtverordneten, zu überweisen. Inzwischen ist die Angelegenheit dadurch dringlich geworden, daß der Regierungspräsident in einer Verordnung die Schließung des Marktes androht, falls er nicht an einen geeigneten Platz verlegt wird. Daher muß die Kommission so bald wie möglich mit den Beratungen beginnen, weshalb der Magistrat den Antrag gestellt hat, die Wahlen der Stadtverordneten in der nächsten Versammlung vorzunehmen.


16. Juli 1913

Feuer. Gestern abend wurde von Vorübergehenden bemerkt, daß in der Maschinenfabrik von Ernst Tietze, Wilkestr., ein Feuer entstanden war. Es wurde der in der Gasanstalt befindliche Feuermelder in Bewegung gesetzt, während die Männer, die das Feuer bemerkt hatten, an die Löscharbeiten gingen, die ihnen nach einigen Bemühungen auch gelangen, ohne daß wesentlicher Schaden entstanden ist. Der Feuermelder ist jedoch während des Baues in der Gasanstalt abgestellt, und so kam es, daß nach einer Stunde die Feuerwehr noch nicht erschienen war. Eine Mitteilung in der Gasanstalt hätte genügt, um die Feuerwehr zu requirieren. Der Melder ist von morgen, Mittwoch, an wieder gebrauchsfähig.


23. Juli 1913

Der Herbst im Sommer. Schon bei unserm gestrigen Bericht über die Hundstage, brachten wir zum Ausdruck, daß sich eine herbstliche Witterung empfindlich bemerkbar macht. Es wird nun berichtet, daß die augenblickliche Luftdruckverteilung die ungünstigste Witterung hervorruft, die in Deutschland während der Sommermonate überhaupt vorkommen kann. Wir befinden uns seit längerer Zeit im Südwesten der Depression; auf ihrer anderen Seite, im Nordosten, herrscht andauernd schönes und selbst heißes Wetter: Haparanda meldet seit mehreren Tagen Morgentemperaturen, die zu den höchsten von ganz Europa gehören, und auf der gestrigen Wetterkarte war in der Tat Haparanda neben Florenz der wärmste Ort des ganzen Erdteils! Auch am Weißen Meer und jenseits des Polarkreises herrscht sehr warmes, herrliches Sommerwetter -  in Deutschland aber ist es herbstlich kalt. Eine kleine Besserung wird ja wohl bald erfolgen, aber eine durchgreifende Aenderung des Wetters ist in nächster Zeit nicht wahrscheinlich, denn die Luftdruckverteilung weist seit längerer Zeit eine gewisse Beständigkeit auf, die wohl fürs erste große Umwälzungen kaum erwarten läßt.


26. Juli 1913

Zur Neuverpachtung des Stadttheaters. Von dem Präsidium der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger ist Herr Theaterdirektor Hänseler die Mitteilung gemacht worden, daß Herr Oberregisseur Röntz vom 1. Oktober an das Gubener Stadttheater im Auftrage und im Sinne der Genossenschaft leiten wird. Weiter heißt es dann in dem Schreiben: In diesem Augenblick gedenken wir gern und mit freudiger Anerkennung der großen Verdienste, die Sie sich in jahrelanger ernster künstlerischer Arbeit um das Gubener Stadttheater erworben haben. Ihr Nachfolger, Herr Röntz, der sich der Bedeutung Ihrer Verdienste wohl bewußt ist, wird sich demnächst gestatten, Ihnen seine Aufwartung zu machen und wir danken Ihnen im Voraus, wenn Sie ihm bei dieser Gelegenheit mit Ihren reichen Erfahrungen freundlichst zur Seite stehen wollen…


31. Juli 1913

Die neue Brücke über die Lubst geht jetzt ihrer Vollendung entgegen. Zurzeit wird noch an den Geländern gearbeitet. Da die Brücke sehr hoch angelegt ist, müssen demnächst noch hohe Zufahrtsrampen aufgeschüttet werden. Die Ueberbrückung liegt unmittelbar am Freibade (Kinderbäder) der Lubst und am Gelände der städtischen Baumschule; sie stellt ein Bindeglied im Ringwege zwischen der Sommerfelder-, der Pförtner- und der Schöneicher Straße her.