Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1916

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1. Dezember 1916


3. Dezember 1916


6. Dezember 1916

Kriegskost. Leberwurst aus Heringen oder Makrelen. Zu einer schmackhaften Leberwurst aus Heringen oder Makrelen wird uns von geschätzter Seite folgende Anleitung überdandt: Ein gut ausgewässerter Hering wird entgrätet und mit einer Zwiebel fein gewiegt. Nun wird dazu getan eine Tasse Milch, kann auch Magermilch sein, ein gehäufter  großer Eßlöffel Weizenmehl, ein Kaffeelöffel Majoran, ½ Kaffeelöffel gemahlenes Gewürz und etwas Pfeffer. Die ganze Mischung wird in einen kleinen, engen Topf gequirlt und dieser in ein größeres Gefäß kochenden Wassers 25 Minuten lang hineingestellt. Dann ist der wohlschmeckende Brotaufstrich fertig, der kaum von frischer Leberwurst zu unterscheiden ist. Statt des Herings kann man auch eine Makrele verwenden.


9. Dezember 1916


12. Dezember 1916

Die Einlagerer von Kartoffeln werden wiederholt darauf hingewiesen, daß sie mit ihren Vorräten unbedingt bis zum Ablaufe der festgesetzten Versorgungsperiode auskommen müssen. Bei der Knappheit der Kartoffelernte muß sich jeder vor Augen halten, daß er unbedingt zur richtigen Einteilung der Kartoffelvorräte verpflichtet ist, und im Falle eines vorzeitigen Verbrauchs damit rechnen muß, sich ohne Kartoffeln behelfen zu müssen. Eine Ersatzlieferung durch die Stadt ist völlig ausgeschlossen. Jeder einzelne muß von der Überzeugung durchdrungen sein, daß die Kartoffel das wichtigste Nahrungsmittel darstellt, und daß ein unwirtschaftlicher Verbrauch die schlimmsten Folgen nach sich ziehen kann.

Warnung vor dem Bezug von Lebensmitteln aus dem Auslande. In den neutralen Ländern, besonders Holland und Dänemark, hat sich seit Monaten ein schwunghafter Handel entwickelt, der sich mit der Versendung von Lebensmitteln in Postpaketen an private Besteller in Deutschland befaßt. Verlockende Inserate, in denen Butter, Eier, Fleisch, Speck usw. angeboten werden, erscheinen in deutschen Zeitungen und finden nur zu willige Beachtung. Das deutsche Publikum kann nicht dringend genug davor gewarnt werden, sich auf diese Anpreisungen einzulassen und zwar aus folgenden Gründen: Auf der einen Seite sind viele der Firmen, die die Waren anbieten, einfach Schwindelgeschäfte. Sie verlangen von den Bestellern die vorherige Einsendung einer Anzahlung und lassen nichts mehr von sich hören, sobald sie das Geld erhalten haben. Auf der anderen Seite können die Lebensmittel, selbst wenn sie richtig abgeschickt werden, nicht in die Hände der Besteller gelangen, denn, soweit es sich um zentralisierte Waren handelt (Butter, Käse, Eier, Margarine, Schmalz, Hülsenfrüchte, Fleisch und Fleischwaren, Heringe, Kaffee, Tee, Kakao, kondensierte Milch) müssen die mit der Durchführung der Zentralisierung beauftragten Gesellschaften der ihr vom Gesetz übertragenen Pflicht genügen und die aus dem Auslande kommenden Lebensmittel mit Beschlag belegen, auch wenn es nur die geringen Mengen eines Postpakets sind. Die Entschädigung, die der Besteller dann erhält, bleibt meist unter dem der ausländischen Firma bezahlten, exorbitanten Preise. Auf jeden Fall hat also das Publikum, das sich auf privatem Wege Lebensmittel aus dem Ausland beschaffen will, nur Schaden davon. Wer sich vor diesem Schaden bewahren will, wird gut tun, den ausländischen Anpreisungen keinerlei Beachtung zu schenken.


13. Dezember 1916

Kriegskochkurse der Sophien-Stiftung. Unsere Hausfrauen haben in diesem dritten Kriegswinter wiederum mit veränderten, neuartigen Ernährungsverhältnissen zu rechnen. Die Knappheit an mancherlei Rohstoffen übt auf unsere Küchen einen bestimmten Einfluß aus. Die Sophien-Stiftung veranstaltet daher auch in diesem Winter unter der bewährten Leitung der technischen Lehrerin Frl. Gast einen Kursus im kriegsgemäßen Kochen. Nicht nur für junge Mädchen, die sich im Kochen ausbilden oder vervollkommnen wollen, sondern auch für geübte Hausfrauen bietet sich in diesem Kochkursus eine günstige Gelegenheit, sich mit den besonderen Kriegsaufgaben der Küche vertraut zu machen. Eine Vergütung für die Teilnahme an dem Kursus, der etwa zwei Monate dauern wird, wird nicht erhoben. Es ist daher dringend zu wünschen, daß an dem Kursus eine möglichst große Zahl von Frauen und Mädchen teilnimmt. Wegen der Anmeldung und der weiteren Einzelheiten verweisen wir auf die Bekanntmachung im Anzeigenteil.


17. Dezember 1916

Sonderzuweisung von Mehl für die Weihnachtszeit.

Um dem Bedürfnis der Bevölkerung nach der Herstellung von Weihnachtsgebäck entgegen zu kommen und für die Festwoche eine reichlichere Versorgung mit Mehl zu ermöglichen,  werden am Montag den 18. Und Dienstag den 19. Dezember im städtischen Ladengeschäft je 400 Ztr. Weizen- und 400 Ztr. Roggenmehl als Sonderzuweisung zum Verkauf gestellt. Auf den mit Namen ausgestellten Stammschein jeder Brotkarte wird 1 Pfund Roggen- und 1 Pfund Weizenmehl besonders abgegeben. Außerdem findet bereits an diesen beiden Tagen der gewöhnliche Weizenmehlverkauf gegen Abgabe der beiden Weizenmehlmarken statt. Den Selbstversorgern wird die Sonderzuweisung in der Weise zugänglich gemacht, daß sie gegen Vorlegung der Mahlkarte für jeden der in der Mahlkarte verzeichneten Haushaltsangehörigen gleichfalls je 1 Pfund Roggen- und 1 Pfund Weizenmehl entnehmen können. Die Regelung des Verkaufs geschieht in der üblichen Weise durch Ausgabe der Verkaufsmarken in der Stadtmühle. Der Verkauf selbst erfolgt im städtischen Ladengeschäft.


19. Dezember 1916


22. Dezember 1916


24. Dezember 1916

Eine besondere Weihnachtsfreude hat seit einer Reihe von Jahren der Polizeiinspektor Lück den Aermsten der Armen gemacht, indem er ihnen am Weihnachtsheilgabend allerhand nützliche Gegenstände und Eßwaren schenkte, die ihm von verschiedenen Seiten zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt wurden. Die Mittel sind in diesem Jahre allerdings knapp, immerhin war es dem Spender durch die Liebenswürdigkeit einiger Geber noch möglich, einige Wollsachen und Brot sowie Geld zu erhalten. Somit konnte Herr Lück heute nachmittag etwa 65 alten Frauen eine willkommene Weihnachtsfreude bereiten, für die alle Beschenkten ihren herzlichsten Dank kundgaben.