Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1916

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1. November 1916


3. November 1916


5. November 1916

Ein sehr geschmackvolles Schmuckstück für Frauen bietet der  Vaterländische Frauen-Zweigverein in Guben aus Anlaß  des 50jährigen Bestehens des Hauptvereins mit einer Brosche in Silber mit einem eingelegten emaillierten roten Kreuz. Der Verkauf dieses zierlichen Schmuckgegenstandes beginnt in kommender Woche durch verschiedene Damen des Vereins, bei welcher Gelegenheit auch Mitglieder geworben werden sollen. Bei dem immer wieder erprobten Opfersinn der Gubener Bürger -schaft ist wohl anzunehmen, daß den Damen überall eine gute Aufnahme zuteil  wird. Die großen im Interesse der Kriegswohlfahrt liegenden Aufgaben, die der Verein zu erfüllen hat, sollten jede Frau und jedes junge Mädchen veranlassen, nicht allein die Mitgliedschaft des Vereins zu erwerben, sondern auch die Brosche zu kaufen, die als ein liebes Erinnerungsstück an eine große und ernste Zeit für immer gelten und der Trägerin das schöne Gefühl  verleihen wird, sich an dem  großen Hilfswerk der Kriegswohlfahrts- und Verwundetenpflege  beteiligt zu haben.

Die Werbearbeit wird während der ganzen Woche anhalten und mit einer großen öffentlichen Sammlung zum Sonntag, den 12, November abschließen. An diesem Tage werden Abzeichen, Künstlerpostkarten, Kalender usw. verkauft werden. Promenadenkonzerte werden voraussichtlich  an vier Stellen in der Stadt veranstaltet und abends wird im Schützenhause ein  Unterhaltungsabend mit musikalischen und deklamatorischen Darbietungen stattfinden. Näheres über die Veranstaltungen am Sonntag wird noch mitgeteilt. Möchte jeder sein Scherflein zur Durchführung des großen Werkes christlicher Nächstenliebe des Vaterländischen Frauenvereins gern und willig beitragen, den  „ einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“


9. November 1916


10. November 1916

Fahrplanänderungen.  Wie schon vor einigen Tagen mitgeteilt wurde, treten in Laufe des Monats November sehr zahlreiche Verschiebungen in den Verkehrszeiten der Züge sowie völliger Ausfall einer Anzahl Personen-,D- und Eilzüge ein, z.T. sind in sie bereits eingetreten.  Mit aller Beschleunigung wird zur Zeit seitens der Eisenbahn- Direktionen an den Fahrplanentwürfen gearbeitet, weil die Durchführung der Aenderungen so schnell wie es die Betriebsführung irgend zuläßt, geschehen muß. Es ist daher unmöglich, alle Aenderungen rechtzeitig vorher bekannt zu geben. Die Reisenden werden unter diesen Umständen gut tun, vor Antritt der Reise durch Einsichtnahme in die auf den Bahnhöfen aushängenden Bekanntmachungen und durch Rückfragen auf den Bahnhöfen sich zu überzeugen, daß der für die Reise in Aussicht genommene Zug noch befördert wird. An der Herausgabe der neuen Ausgabe von Koenigs Kursbuch wird trotz großer Schwierigkeiten, die sich besonders im Mangel an redaktionellem und technisch geschultem Personal empfindlich bemerkbar machen, unter Aufbietung aller Kräfte gearbeitet, um dem reisenden Publikum wenigstens so balb wie irgend möglich von den vorgenommenen Aenderungen Kenntnis zu geben. Bei den zu verschiedenen Terminen in Kraft tretenden Aenderungen läßt sich aber die Fertigstellung des Kursbuches z.Zt. noch nicht übersehen.


19. November 1916

Die bevorstehende Volkszählung.

Der Unterrichtsminister hat in einem jetzt erschienen Erlaß die Lehrerschaft zu einer regen Beteiligung als freiwillige Zähler bei der am 1.Dezember stattfindenden Volkszählung aufgefordert. „Ich vertraue“, sagte der  Minister, „daß Oberlehrer und Oberlehrerinnen, Lehrer und Lehrerinnen das Ehrenamt eines Zählers gern freiwillig übernehmen und gewissenhaft ausführen, wenn nicht ein zwingender Grund ihre Mitwirkung durchaus unmöglich macht. Auch die freiwillige Beteiligung geeigneter älterer Schüler der höheren Lehr- und der Lehrerbildungsanstalten unter Aufsicht ihrer Lehrer soll gefördert werden. Die Schüler sollen von den Schulen über ihre Aufgabe unterrichtet werden. An den Volks- und Mittelschulen soll deshalb der Unterricht in der Regel am 1.Dezember nachmittags, am 2.Dezember ganz ausfallen. Ausgenommen bleiben Schulen oder Klassen, deren Lehrkräfte an der Zählung nicht beteiligt sind.“

Das 75jährige Bestehen der Liedertafel wurde gestern abend, wie schon erwähnt, im engsten Kreise der Mitglieder durch einen stillen Umtrunk gefeiert. Die dem Ernst der Zeit entsprechende schlichte Zusammenkunft wurde mit dem gemeinsamem Gesang: „Brüder reicht die Hand zum Bunde“ eingeleitet, worauf der Vorsitzende, Herr Fabrikbesitzer Rudolf Trebsch, eine kurze Ansprache hielt, in der er darauf hinwies, daß der Tag des 75. Geburtstages der Liedertafel besonders geeignet sei, sich die Hände zu reichen und dem Verein aufs Neue die Treue zu geloben. Dieser Ehrentag schwebte allen Mitgliedern als ein Festtag von besonderer Bedeutung vor, an dem sich weite Kreise beteiligen sollten; er muß nun aber im engsten Kreise verlebt werden. Bei Ausbruch des Weltkrieges hatte auch die Liedertafel nicht geahnt, zu welch ungeheurer Gewalt der Krieg anwachsen, wie tief er in das Vereinsleben eingreifen und wie weit er die Familien treffen würde. Ist auch die Liedertafel nur durch eine kleine Zahl von Mitgliedern direkt durch den Krieg betroffen worden, so kann doch eine echte Sangesfreudigkeit nicht aufkommen. So Gott will, soll daher die Feier des 75jährigen Bestehens nach dem Kriege stattfinden. Fest und unerschütterlich hat die Liedertafel in den verlaufenen 75 Jahren an ihrem Fahnenspruch: „Harmonie in Lied und Leben“ festgehalten, sie ist damit über alle Wechselfälle der Zeiten hinweggekommen und groß geworden. Sie hat sich stets zur Aufgabe gemacht, die herrliche Gabe des Gesanges zu pflegen, durch sie zu bilden und zu veredeln, sowie Frohsinn und Gemütlichkeit in das Erdenleben hineinzutragen. Mit einem Hoch auf den Jubelverein schloß die Ansprache. Nach kurzem Austausch froher Erinnerungen aus den früheren Vereinstagen nahmen Herr Lehrer Baehr, der frühere langjährige Vorsitzende und jetziges Ehrenmitglied, sowie der Leiter des Männerchores, Herr Kgl. Musikdirektor Zierau, das Wort, um auch ihrerseits in den Schönheiten vergangener Zeiten zu schwelgen und zu wünschen, daß ein baldiger ehrenvoller Friede wieder zur Erstarkung des Vereinslebens beitragen möchte. Herr Lehrer Otto Richter gedachte der musikalischen Arbeit des Vereins unter der Leitung des Herr Zierau. Mehrere Chorlieder, Einzelvorträge ernsten und heiteren Charakters verschönten noch den Verlauf des Abends, der durch seine schlichte Art allen Teilnehmern, besonders den erschienen Feldgrauen, in Erinnerung bleiben wird.


21. November 1916

Ihr weißes Winterkleid hat die Natur in der Nacht zum Sonntag angetan. Während der Sonnabend stürmisch verlief und Anzeichen zum Eintritt strenger Kälte erkennen ließ, brachten die Nachtstunden leichten Schneefall.  Als der Tag graute, erwachte die Stadt Guben mit einer leichten Schneedecke bedeckt. Den ganzen Tag dauerte dann das Fallen leichter Schneeflocken an, so daß bis Abends die Schneeschicht auf mehrere Zentimeter Höhe angewachsen war. Der Jugend bereitete die Einkehr des plötzlichen Winters natürlich helle Freude; flugs wurden die Schlitten hervorgeholt und fröhlich tummelte sie sich auf den verschneiten Wegen und Plätzen.  Auf den Eisenbahnbetrieb wirkte der Schneefall störend, die Züge trafen meist mit Verspätungen ein, weil weite Gegenden gleichzeitig von dem Schneefall betroffen wurden. Das Thermometer zeigte heute morgen mehrere Grad unter Null. Es hat aber den Anschein, daß dieser plötzliche Winter zunächst nur eine Episode bedeuten wird, denn der Schnee schmolz bei den Sonnstrahlen am Tage ziemlich rasch fort und die Temperatur stieg im Laufe des Tages wieder höher.


23. November 1916


24. November 1916


26. November 1916

Die Einführung einer Einheitswurst, die von der Stadt Guben in Erwägung gezogen ist, gab der hiesigen Freien Fleischer- Innung, die aufgefordert worden ist, sich zu dieser Angelegenheit zu äußern, Veranlassung, zu gestern abend eine Versammlung in das Gesellschaftshaus einzuberufen, zu der nicht nur die Innungsmitglieder, sondern auch die Frauen, die ihre im Felde stehenden Männer vertreten, und die der Innung nicht angehörenden Fleischerei- Inhaber eingeladen waren. Ferner waren auch Herren des städtischen Lebensmittel-Ausschusses, Herr Schlachthofdirektor Burggraf sowie eine Anzahl Stadtverordnete der Einladung gefolgt. Der Obermeister der Innung, Herr Paul Hefter, entbot allen Teilnehmern zunächst einen deutschen Handwerkergruß und hieß die anwesenden Gäste willkommen. Dann bemerkte er, daß er in der ernsten Zeit den Vertretern des Fleischerhandwerks zunächst warm ans Herz legen möchte, stets das Allgemeinwohl, das Wohl der gesamten Bürgerschaft Gubens, und nicht die eignen Interessen im Auge zu haben. Hiernach gab der Vorsitzende ein Schreiben des Magistrats bekannt, mit dem die Absicht geäußert wird, eine Einheitswurst unter Aufsicht der Stadt nach dem Muster der Stadt Berlin herstellen und durch die Schlächtereibetriebe verkaufen zu lassen.

Die Innung werde dazu um eine gutachterliche Aeußerung gebeten. Bevor der Vorsitzende das Schreiben zur Erörterung stellte, gab er in längeren Ausführungen einen Ueberblick über die Lage des Fleischerhandwerkes in Guben.   


27. November 1916