Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1919

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2. März 1919

Abholung der Gegenstände aus dem Lazarett Hindenburgschule. Nach dem das Lazarett Hindenburgschule aufgelöst worden ist, die Räume mit allen darin befindlichen Gegenständen sorgfältig gereinigt und desinfiziert worden sind, ist am Montag, den 24. Februar, mit der Abholung begonnen worden. Da bisher nur ein kleiner Teil der von der Stadtbevölkerung entliehenen Sachen abgeholt worden ist, so wird dringend gebeten, daß alle diejenigen, die ihre geliehenen Sache zurück haben möchten, sich noch im Laufe dieser Woche in der Hindenburgschule im Geschäftszimmer melden. Dies ist notwendig, weil das Erkennen der oft nur mit Buchstaben aber allmählich unleserlich gewordenen Namen gezeichneten Gegenstände unmöglich ist, wenn nicht die Eigentümer selbst sich dazu einfinden. Es wird gebeten, daß die Abholung möglichst von dem Besitzer selbst bewirkt wird: in all den Fällen, wo dies durchaus nicht angängig ist, wird das Rote Kreuz im Laufe der nächsten Woche die Sachen ins Haus schicken, aber nur nach vorgängiger Erkennung und  Bezeichnung seitens der Eigentümer. Man muss selbst einen Blick auf die ungeheure Masse der dort aufgestapelten Bettgestellen, Matratzen, Betten und Wäsche sowie Hausgeräte geworfen haben, um die außergewöhnlichen Schwierigkeiten zu verstehen, denen die ordnungsgemäße Ablieferung begegnet. Der unermüdlichen Arbeit mehrerer Schwestern sowie Vertrauenspersonen vom Roten Kreuz wird es hoffentlich gelingen, möglichst alle Beteiligten zufrieden zu stellen.- Die Landbevölkerung, die ja einen außerordentlich großen Teil der Sachen geliehen hat, wird dringend gebeten, sich am Sonnabend möglichst zahlreich zur Abholung  einzufinden. Die schnelle Räumung der Schule ist durchaus erforderlich, wenn der Schulbetrieb am 1.April nach so langer Zeit endlich ordnungsgemäß in der Hindenburgschule eröffnet werden soll.

Zur Lohnbewegung der Kutscher und Mitfahrer wird uns geschrieben: In einer gestern in der Reichshalle abgehaltenen, äußerst stark besuchten Versammlung der Kutscher und Mitfahrer der Fuhr- und Speditionsbetriebe wurde nach eingehender Aussprache folgende Entschließung einstimmig angenommen: “Die am 27.Febr.1919 versammelten Kutscher und Mitfahrer sprechen ihr Befremden darüber aus, daß die Herren Unternehmer in keiner Weise geneigt sind, mit der Berufsorganisation der Arbeitnehmer über den eingereichten Lohntarif zu verhandeln. Die Versammelten erklären, daß Sie unter keinen Umständen ihre Berufsorganisation ausschließen können und fordern diese auf, sofort den Unternehmern eine Frist zu setzen, nach welcher die Verhandlung stattzufinden hat. Sollte dennoch ein ablehnender Standpunkt seitens der Unternehmer beibehalten werden, werden die Arbeitnehmer ihre Konsequenzen daraus ziehen.

(Preisausschreiben für Postmarken) zur Erinnerung an die Nationalversammlung . Das Reichspostministerium beabsichtigt die Herausgabe besonderer Freimarken zu 10, 15 und 25 Pfennig und ladet alle deutschen Künstler zum Wettbewerb ein. Als Bedingungen werden genannt: Die Marken müssen die Inschrift „Deutsche Nationalversammlung 1919“ tragen. Bildgröße 22x28 Millimeter. Die Entwürfe müssen in klarem Strich als Federzeichnung ausgeführt und auf weißen Streifenpapier von höchstens 165x235 Millimeter eingereicht werden. Einreichungstermin spätestens Mittwoch, den 12.März, im Reichspostministerium.  Als erster Preis sind 6000 Mark, als zweiter 4500, als dritter 3000 und ferner acht vierte Preise zu 1500 Mark ausgesetzt worden.


8. März 1919

Jugendheim. Am Sonntagabend, ½ 9 Uhr, hält Herr Rektor Knabe einen Lichtbildervortrag über die Deutsche Ostseeküste.


9. März 1919

Landbund. Zwecks Gründung einer Ortsgruppe Guben der großen Organisation der Landwirtschaft hatte Herr Carl Raschke zu gestern abend Landwirte, Gärtner und alle, die an der Landwirtschaft interessiert sind, zu einer Versammlung eingeladen, die im kleinen Saale des Schützenhauses stattfand. Nach einem informierenden Vortrag des Herrn Raschke, der mit voller Zustimmung von den zahlreich erschienenen Teilnehmern aufgenommen wurde, schritt man zur Wahl des Vorstandes. Es wurden gewählt: Carl Raschke Vorsitzender, Fritz Winkler stellv. Vorsitzender, Bruno Genz Kassierer, Friedr. Hinkel stellv. Kassierer , Frl. Elisabeth Ritze Schriftführerin, M. Baulchen  stellv. Schriftführer. Von den Anwesenden meldete der größte Teil seine Mitgliedschaft zu der Ortsgruppe des Landbundes an.


12. März 1919

Besitzwechsel. Das bekannte Gartenrestaurant „Kupferhammer“ wurde durch das Grundstücks-Vermittelungs Bureau H. Meibauer an Herrn Paul Schneider aus Peitz verkauft. Die Uebernahme erfolgt am 1.Juli.


15. März 1919

Liliputaner im Schützenhause. Das kleine Menschengeschlecht wird immer seltener. Früher ließ sich öfter eine kleine Gesellschaft sehen, in den letzten Jahren hörte man aber nur wenig von ihnen. Seit gestern ist hier eine Truppe kleiner zierlicher Menschen eingekehrt, um sich in einigen Vorstellungen den Gubenern zu zeigen und ihnen einige Stunden angenehme Unterhaltung zu bieten. Und unterhaltend sind die kleinen Herrschaften; ihre Intelligenz und ihr Humor stehen ganz auffallend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Größe. Die Darbietungen sind überaus vielseitig. Nicht allein in humoristischen Possenlieder, Spaßmacherscherzen, kleinen Gesamtaufführungen usw. sind sie bewandert, sondern sie sind auch auf turnerischen, gymnastischem und akrobatischem Gebiet mit halsbrecherischen Leistungen sicher. Vom Gesang abgesehen, werden die Darbietungen der kleiner Künstler überall mit Beifall überschüttet werden, dem ihr Auftreten ist gewandt und auf einen heiteren Ton gestimmt. – Heute, Freitag, abend findet das letzte Gastspiel statt.


16. März 1919

Die Feuerwehr wurde gesternnachmittag gegen 6 Uhr nach dem Hause Lubststraße Ecke Schemelsweg gerufen, wo im Keller Holzkisten und Lumpen in Brand geraten waren. Die rasch herbeigeeilte Wehr löschte den Brand in kurzer Zeit.


18. März 1919

Die achtstündige Arbeitszeit. W. T. B. teilt mit: Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß durch Anordnung des Reichsamtes für wirtschaftliche Demobilmachung vom 23.November 1918 die regelmäßige tägliche Arbeitszeit von acht Stunden in allen gewerblichen Betrieben, also nicht nur in den Fabriken und größeren Anlagen, sondern auch in den Werkstätten des Handwerks, Konfektionswerkstätten, Putzateliers und sonstigen kleineren Betriebsstätten, vorläufig für die Dauer der Demobilmachung vorgeschrieben ist. Diese Bestimmung gilt auch für die gewerblichen Arbeiter im Handelsgewerbe, z.B. Hausdiener, Packer, Verladearbeiter, Fahrstuhlführer, Kutscher usw., nicht aber für die Handelsangestellten.


20. März 1919

(schwere Verfehlungen) hat sich der Gefreite Gassen vom hiesigen Landsturmbatallion  zu schulden kommen lassen. Auf erfolgte Anzeige hin wurde bei ihm Haussuchung gehalten und ein förmliches Warenlager von Sachen entdeckt, die aus der Kammer der Kompagnie entwendet waren. G., bez. Sich aus der Garnison  entfernt hat und steckbrieflich verfolgt wird, hatte als Mitglied des Soldatenrates noch in der letzten Stadtverordnetenversammlung der alten Zusammensetzung inmitten der Stadtverordneten an den Beratungen teilgenommen.

Jubiläum. Frau Martha Schulze, Frankfurterstraße 48, kann heute auf eine 25 jährige Tätigkeit als Hebamme in Guben zurückblicken. In dieser Zeit hat in ihrem segensreichen Beruf Tausenden von kleinen Weltbürgern oder Weltbürgerinnen dazu verholfen, das Sonnenlicht zu erblicken. Möchte es der Jubilarin vergönnt sein, noch recht lange ihres überaus wichtigen Amtes zum Segen der Mütter zu walten.


21. März 1919

Vorsicht bei der Lagerung von Mehl in der wärmeren  Jahreszeit. Die Brotgetreideernte 1918 ist unter ungünstigen Witterungsverhältnissen eingebracht worden. Infolgedessen sind erhebliche Mengen von Brotgetreide mit Auswuchs behaftet, und ist das Mehl, das z.T. aus ausgewachsenen Getreide gemahlen wurde, weniger lagerfest als Mehl aus gesunden Körnern. Nach alledem ist in diesem Jahre ganz besonders Vorsicht  bei der Lagerung von Mehlbeständen erforderlich. Die Lagerung ist in luftigen, kühlen und trockenen Räumen vorzunehmen. Wird das Mehl während der Lagerung warm, so muß es dünn geschichtet, gekühlt und umgearbeitet werden. Ist eine Lagerung über eine Woche unvermeidlich, so muß das Mehl wöchentlich umgesetzt werden. Es wird wiederholt darauf hingewiesen, daß es unter diesen Umständen zweckmäßig ist, von der sogenannten Hausbäckerei abzusehen und das Brot bei gewerblichen Bäckern zu erstehen, da ein Ersatz für schlecht geratenes Brot auf keinen Fall gewährt werden kann.


23. März 1919


25. März 1919

Schuhwerk für Landwirtschaft. Die Reichsstelle für Schuhversorgung hat nach einem von den Landesbehörden aufgestellten Verteilungsplan für die Frühjahrsfeldbestellung rund 225000 Paar neues und 350000 Paar instandgesetztes Lederschuhwerk den Kommunalverbänden zur Versorgung der Landwirtschaft zugeteilt. Neues Schuhwerk kann erst wieder im Herbst zur Verteilung gelangen. Dagegen verfügt die Reichsstelle noch über Bestände an instandgesetzten Lederschuhwerk. Kommunalverbände deren Bedarf an Schuhwerk durch die bisherigen Zuteilungen noch nicht gedeckt ist, können Anträge auf Zuteilung von instandgesetzten Lederschuhwerk unmittelbar an die Reichsstelle für Schuhversorgung Berlin W. 8, Kronenstraße 50 – 52, stellen. Soweit die Lieferung noch für die Frühjahrsbestellung gewünscht wird, empfiehlt sich die schleunige Einreichung solcher Anträge. Anträge auf Zuteilung von neuem Lederschuhwerk können nicht berücksichtigt werden. Da die Versorgung der in der Landwirtschaft unterzubringenden Notstandsarbeiter mit Schuhwerk durch die Kommunalverbände des Beschäftigungsortes zu erfolgen hat, ist bei den Anmeldungen nicht nur der Bedarf der ansässigen landwirtschaftlichen Bevölkerung, sondern auch der neueinzustellenden Notstandsarbeiter zu berücksichtigen.


27. März 1919

Stadttheater. Sonnabend, den 29.März: Zum ersten Male: „Die Braut von Messina.“ Die Hauptrollen werden von den Damen Rieder und Tauß-Waldow, den Herren Ihle, Bratsch und Lieske gespielt. Herr Weber (Düsseldorf) spielt als Gast den Cajetan. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Dutzendkarten nur bis Palm- Sonntag Gültigkeit haben.


29. März 1919

Die staatsbürgerliche Erziehung der Frau soll weiter gepflegt und gefördert werden. Der vor kurzem zusammengetretene Frauenausschuß hält heute, Freitag, abends 8 Uhr, im Schützenhause einen weiteren Schulungsabend ab. Herr Pfeiffer Dr. Lewin wird über „Polizeiwesen und Verwaltung in der Gemeinde“ sprechen. Es bedarf keines besonderen Hinweises, daß alle Frauen und erwachsenen Mädchen für dieses Thema Interesse bekunden werden, zumal ein parteipolitischer Standpunkt bei vielen Abenden nicht zum Ausdruck kommt. Es sei daher auch an dieser Stelle der Besuch des Abends wärmstens empfohlen.