Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1919

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1. April 1919

Ein bedauerlicher Unfall mit tödlichen Ausgang ereignete sich in der Nacht zum Sonntag im Gasanstaltsbetriebe. Dort war der Arbeiter Schulz aus Cuschern, ein Kriegsteilnehmer, mit der Entleerung eines Ofens beschäftigt. Wahrscheinlich hat der sonst vorsichtige und gewissenhafte Arbeiter nicht mit einer Volladung gerechnet und ist nicht rechtzeitig zurückgetreten. Durch eine Stichflamme scheint er ergriffen zu sein, die ihn schwere Brandwunden beibrachte, sodaß er in das städtische Krankenhaus überführt werden mußte, wo er seinen Wunden erlag. Da der Vorfall keine unmittelbaren Zeugen hatte, dürfte er nicht aufzuklären sein.

Ein Ziegendieb hat in der Nacht zum Sonntag auf einem Grundstück in der Karrgasse 1 Ziege und 2 Zickel an Ort und Stelle abgeschlachtet und gestohlen. Es sei hierbei erneut darauf aufmerksam gemacht, die Ställe mit der Wohnung durch eine elektrische Alarmvorrichtung zu versehen, damit die überhand nehmenden Diebstähle durch Abfangen der Täter auf frischer Tat verringert werden.


3. April 1919

Gewarnt wird vor einer Frau, die mit großer Mundfertigkeit den Hausfrauen die Lieferung von Lebensmittel aller Art verspricht und sich darauf einen Geldvorschuß geben läßt. Die Frau ist nicht in der Lage, die versprochenen Lebensmittel zu liefern: das ihr vorausbezahlte Geld ist meistens verloren. Es wird deshalb davor gewarnt, mit zweifelhaften Indiolduen Lebensmittellieferungen gegen Vorauszahlung abzuschließen.


4. April 1919

Eine Ausstellung von Kunstwerken veranstaltet die als Kunstmalerin ganz hervorragendes leistende Frau von Riwoßky vom 8. – 12.April in ihrem Heim Haagstr. 10 in Guben. Das Anziehendste der diesmaligen Ausstellung sind Kopien von Madonnen alter Meister, die von der Künstlerin, natürlich im verkleinertem Maßstabe, auf Porzellan gemalt worden sind. Frau von Riwoßky befindet sich damit auf ihrem eigentlichen  Gebiet, auf dem sie sich in Kunstkreisen einen sehr geachteten Namen erworben hat. Ihre meisterhafte Technik und der lebenswarme, zarte Ton ihrer Porträts haben die uneingeschränkte Anerkennung auch der Fachkreise gefunden und ihr verschiedene Auszeichnungen eingetragen. Hinsichtlich der Eröffnung und der Besuchszeiten der Ausstellung verweisen wir auf die Ankündigung im Anzeigenteil.


5. April 1919

Die Einführung der Sommerzeit. Der Staatenausschuß hat dem Gesetzentwurf über die Einführung der Sommerzeit, die für die Zeit vom 28.April bis 26.September d.J. ins Aussicht genommen ist, zugestimmt.


6. April 1919

Auf den Familienabend des Evangelisches Bundes Sonntagabend 8 Uhr im Schützenhause sei noch einmal nachdrücklich hingewiesen. Väter und Mütter heranwachsender Töchter  sowie diese selbst werden aus dem Vortrag der Oberschwester Käthe Friesleben manchen wertvollen Fingerzeig für die Berufswahl der weiblichen Jugend gerade in dieser Zeit erhalten. Frau Füllborn – Graul singt drei der entzückendsten Kinderlieder, nämlich: „Gemäht sind die Felder“ von Bergen, „Strampelchen“ von Hilbach und „Die Mutter an der Wiege“ von Löwe. Herr Schauspieler Ihle wird außer den Gedichten von Heobel, Bierbaum und Lillencron die mächtig erschütternde Ballade von Börries Freiherrn von Münchhausen „Der Todspieler“ vortragen. So ist ein abwechslungsreicher Abend zu erwarten, dessen Besuch jedermann aufs wärmste empfohlen sei.

Die Anmeldung der auf russische Währung lautenden Geldzeichen, gemäß der am 31.März 1919 erschienen Bekanntmachung über die Anmeldung von Geldzeichen, die auf Rubel russischer Währung lauten, haben in der Zeit vom 5. Bis 15.April 1919 bei einer Reichsbankanstalt werktäglich in den Dienststunden zu erfolgen. Die Dienststunden der hiesigen Reichsbanknebenstelle sind vorm. 8:30 bis 12:30 Uhr.


11. April 1919

Besitzwechsel. Das bekannte Berglokal „Friedrichshöhe“ ist von dem bisherigen Besitzer Schröter an den Gastwirt Hermann Mittelstedt aus Berlin verkauft. Die Uebernahme ist am 1.April erfolgt.


13. April 1919

Zirkus Blumenfeld, eines der ältesten Zirkus- Unternehmen Deutschlands, das sich gleich vielen anderen recht und schlecht durch die schwere Kriegszeit hindurcharbeitete, gibt für 3 Tage, vom 15.  bis 17.April in Guben Vorstellungen. Das Programm des neuengagierten Personals ist wirklich erstklassiges und zeigt auf allen künstlerischen Gebieten das Gediegenste. Ein Weltstadt-Programm wird gezeigt. Der Direktion Blumenfeld ist es unter anderem gelungen, das größte telepathische Phänomen, Elsa Wörner, für einige Monate an ihr Unternehmen zu binden. Aerztliche Kapazitäten in Hamburg, Frankfurt a.M., München, Breslau, Dresden, Budapest usw. erklärten Elsa Wörner als einzig existierende Experimental-Psychologin. Die Schulreiterin Lina Wander ist vom Zirkus Busch in Berlin und Breslau als Spezialität bestens bekannt. Die Freiheitspferde des Zirkus Blumenfeld, eine wahre Zierde eines großstädtischen Marstalls, sind überall als hervorragende Darbietung bekannt. Wer die Vorführung der 7 Falben, wahre Prachtexemplare, zum ersten Male sieht, ist überrascht über die Leistungen in der Pferdedressur, wie solche Louis Blumenfeld in vollendeter Eleganz zeigt. Eine Reihe Künstler und Künstlerinnen werden beweisen, daß Deutschland immer noch, trotz des Weltkrieges, auf der Höhe der darbietenden Künste steht!


15. April 1919

Freimarken zugunsten der Kriegsbeschädigten. Der Reichspostminister hat auf Veranlassung des Reichsausschusses der Kriegsbeschädigtenfürsorge verfügt, daß vorerst 1 Million Freimarken zu 10 Pfennig und 1,5 Million zu 15 Pfennig mit dem schwarzem Ausdruck „5 Pfennig für Kriegsbeschädigte“ hergestellt werden. Diese Marken werden während des Monats Mai mit einem Aufschlag von 5 Pfennig für das Stück ohne Beschränkung ihrer Gültigkeitsdauer bei den Postanstalten des Reichspostgebietes zum Verkauf gelangen. Der Ertrag des Aufschlages wird dem Reichsausschuß der Kriegsbeschädigtenfürsorge überwiesen werden.


16. April 1919


17. April 1919

Klosterkirche. Am 1. Ostertag beginnt die Sommerordnung. Da in diesem Jahre die Sommerzeit nicht wieder eingeführt wird, soll auch in der Klosterkirche die alte Uebung wieder eintreten, wonach im Sommer der Gottesdienst eine Stunde früher begann. Er findet also um 9 Uhr statt.


20. April 1919

Vor 75 Jahren. In den Jahren 1842 bis 1844 erfolgt der Umbau und die Neueinrichtung des inneren unserer Stadt - und Hauptkirche. Während der Bauzeit wurden die Gottesdienste in der Bergbegräbniskirche abgehalten. Am Ostersonntage, den 7. April 1844 stand die feierliche Wiedereröffnung des Gotteshauses unter allseitiger Beteiligung der Behörden und Gemeindeglieder statt. Die Weiherede hielt Superintendent Korn. Die Kosten dieses Baues, mit Einschluß des der Größe des Gotteshauses entsprechenden, vom Orgelbaumeister Hartig in Neufalz erbauten Orgelwerkes, beliefen sich auf 20 000 Taler. Das zu dem Bau verfügbare Kirchenvermögen betrug aber nur 3000 Taler. Obwohl viele Gemeindeglieder ihre Liebe zur Kirche bei dieser Gelegenheit bekundet haben, so sah sich,  wie das Ev. Gemeindeblatt schreibt, doch die Kirchengemeinde nach Vollendung des Baues mit einer sehr bedeutenden Schuldenmasse belastet, deren Tilgung in folgenden 25 Jahren noch nicht gelungen war.


25. April 1919

Leichenfund. Heute Mittag wurde am Wilhelmsplatz eine weibliche Leiche aus der Lubst gelandet. Es handelt sich um eine ältere Person in mittlerer Größe, die ein braunes Kopftuch trägt.


26. April 1919

Aufhebung der Filmzensur. Durch die programmmatische Erklärung des Rates der Volksbeauftragten in dem Aufrufe vom 12.November v.J. ist bestimmt worden, daß eine Zensur nicht mehr stattzufinden hat, und daß die Theaterzensur aufgehoben wird. Es sind Zweifel darüber laut geworden, ob durch diese Bestimmung auch die Filmzensur beseitigt worden ist. Der Minister des Innern weist deshalb in einem Runderlasse an die Regierungspräsidenten darauf hin, daß mit der allgemeinen Aufhebung der Zensur auch die Filmzensur aufgehoben ist, daß aber in dieser Beziehung die bisher ergangenen Bestimmungen über den Schutz der Jugendlichen bis zu dessen Regelung im Wege der Gesetzgebung in Kraft bleiben.


30. April 1919

Die Rettungsringe zur Rettung Ertrinkender befinden sich im Märk. Elektr.- Werk an der großen Neißebrücke und im Zentral- Hotel, Alte Poststr.

Unwahres Gerücht. In den letzten Tagen ging hier das Gerücht um, daß zum 1.Mai 50 Mann Regierungstruppen nach Guben beordert seien. Auf eine Anfrage in der gestrigen Stadtverordneten-Versammlung (siehe den Bericht) erklärte der Oberbürgermeister, daß ihm von einer derartigen Maßnahme nichts bekannt sei.

Mutige Tat eines Schülers. Am Sonntag fiel ein 6 jähriger Knabe in die Lubst, die an der Unfallstelle tief und strömig ist. Der 12 jährige Schüler Karl Doms, der sich in der Nähe befand, sprang dem Knaben sofort nach und rettete ihn an das Ufer. Diese mit Mut und Entschlossenheit ausgeführte Tat ist lobend anzuerkennen.