Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1919

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1. Juni 1919

Vier Hühner- und Kaninchendiebe sind von der Polizei in der Person der Arbeiter Gebrüder G. und der Arbeiter D. und J. ermittelt worden. Ein Diebstahl bei dem Messerschmied Sch.  hat die Spur der Diebe geführt. Man nimmt an, daß die Täter bei mehreren Hühner- und Kaninchendiebstählen beteiligt sind.


4. Juni 1919

Einbrecher haben in einer der letzten Nächte die Konditorei von Gustav Schöneberger heimgesucht und sind in ganz raffinerter Weise vorgegangen. Schon im Laufe des Nachmittags haben Sie vom Garnisonkommando in der Alten Poststraße ein Fächerregal gestohlen und auf die Sandbank, die sich an dem Hause in der Neiße gebildet hat, geschafft, um das Regal  als Leiter zu benutzen. Kindern gegenüber, die dort spielten, machten sie die Bemerkung, daß sie die elektrische Leitung nachsehen wollten. In der Nacht haben sie dann das Drahtfenster in der Schutzmauer durchschnitten, durch das nur schwer eine Person sich hindurchzwängen kann, sind in die unteren Geschäftsräume eingestiegen und dann in die Ladenräume gelangt. Dort haben sie Schokolade, Zigarren und Zigaretten sowie bares Geld gefunden und mitgenommen, was ihnen erreichbar war. Sie haben sich dann auf demselben Wege wieder entfernt, auf dem sie gekommen waren, haben aber das Regal zurückgelassen. Wie wir hören, soll man den Einbrechern auf der Spur sein, die hoffentlich zum Ziele führt, damit eine exemplarische Bestrafung erfolgen kann.     

Feuer

Am 2.Juni vormittag 2 Uhr 15 Minuten wurde die Feuerwehr nach dem Güterbahnhof alarmiert, wo 2 Waggons mit Stroh durch Funkenflug in Brand geraten waren. Bereits nach 6 Minuten war die Feuerwehr zur Stelle und griff den Brand mit 3 Schlauchleitungen, unterstützt von mehreren Lokomotiven und dem Bahnpersonal, an. Nach 6 stündiger Tätigkeit war der Brand gelöscht.


6. Juni 1919

Beim Diebstahl eines Schweines ertappt wurden in der letzten Nacht zwei Männer auf einem Grundstück in der Pförtnerstraße. Sie waren in Begriff, das Tier- es handelt sich um eine tragende Zuchtsau- mit einer Axt zu erschlagen, hatten auch schon einen Schlag ausgeführt, als sie von einem Bewohner gestört wurden. Der Hauswirt und die Polizei wurden benachrichtigt und suchten das ganze Grundstück ab. Da aber die Täter nicht entwischt sein konnten, umstellte die Polizei das Haus und hielt Wache. Um dreiviertel 5 Uhr morgens versuchten beide durch ein Kellerfenster ins Freie zu gelangen, wurden aber ergriffen und in festen Gewahrsam genommen.   


10. Juni 1919


11. Juni 1919

Ein Einbrecher in der Taubstummenanstalt.

Gestern abend kam Dienstmädchen nach Hause und bemerkte im oberen Stockwerk der Anstalt Licht. Es benachrichtigte sofort den Inspektor, der sich zur Untersuchung anschickte. Vom Fenster aus gab der Einbrecher sodann zwei Schüsse auf den Inspektor ab und verschwand hiernach. Nach einiger Zeit kam der Täter aus dem Kellerfenster gestiegen und wurde von dem Inspektor bemerkt. Dieser gab einen Schuß  auf den Täter ab, ohne ihn indessen zu treffen, sodaß  der Verbrecher leider entkam.


12. Juni 1919

Kinderpflege.

Im Hause des christlichen Hospizes „Bethel“ wird am 1.Juli eine Kinderpflege eröffnet, in der den Kindern körperliche, sowie geistige Pflege zuteil werden soll. 

Riesenhalm.

Nachdem die Zeit der ersten Maikäfer, der ersten Schwalben, der ersten Blüten vorüber ist, kommt die Zeit der „langen Halme“. Wie uns mitgeteilt wird, ist in dem Schaufenster der Firma Max Lindner (Flora Drogerie) hier ein Getreidehalm ausgestellt, der eine Länge von 2,02 Mtr.  aufweist. Er stammt aus einem Felde in der Nähe Breslacks.- Nach unserem Dafürhalten sollte man Getreidehalme, die um eines Hauptes Länge alle anderen überragen, nicht ausziehen, sondern im Getreidefeld belassen, um „tausendfältige Frucht“ zu tragen.     


17. Juni 1919

Neuzelle , 16.Juni.(Besitzwechsel.)

Das bahnamtliche Rollfuhrunternehmen, Kohlen und Düngemittel-Geschäft von B. Kretschmar Nachfl. Neuzelle, Bahnhofstr. 3, wurde durch das Grundstücks- und Hypotheken-Vermittlungs-Büro G. Melbauer an Herrn Miller, Wahren (Mecklenburg) verkauft.


19. Juni 1919

Schwiebus, 18.Juni. (Vom Auto totgefahren).

Am Sonnabend nachmittag verlor durch das unvernünftig schnelle Fahren eines Kraftwagenführers der einzige, etwa 5 jährige Sohn des Bahnhofsvorstehers Ratz in Willau sein junges Leben. Während Landrat von Ronbart in Schwiebus einer Kreisausschußsitzung beiwohnte, unternahm dessen Kraftwagenführer, wie die „Schwieb. Ztg.“  berichtet, mit dem leeren Wagen eine sogenannte Probefahrt nach Willau, die in eine Wettfahrt mit einem vorausfahrenden Motorradfahrer ausartete. In rasender Fahrt durchfuhr der Wagen den Eingang des Dorfes, in welchem sich der kleine Ratz in Begleitung seiner Großmutter auf einem Spaziergang befand. Der Junge wurde von dem Wagen erfaßt, überfahren und erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß er sofort tot war. Unbekümmert um das angerichtete Unheil fuhr der Wagenführer weiter und kehrte erst später zurück.  


20. Juni 1919


22. Juni 1919

Die Inhaber von Kirchenplätzen glauben zu jeder Zeit ihre Plätze einnehmen und andere verdrängen zu können. Das „Evangelische Gemeindeblatt für Guben“ schreibt hierzu: Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß Inhaber von Kirchenplätzen ihr Anrecht auf ihren Platz für einen bestimmten Gottesdienst verlieren, wenn sie ihn nach beendigter Liturgie noch nicht eingenommen haben. Es ist in den Gottesdiensten wiederholt vorgekommen, daß Kirchenbesucher noch während des Hauptliedes versuchten, einen anderen von ihrem Platz zu verdrängen, der ihn inzwischen eingenommen hatte. Dazu sind sie aber nicht berechtigt. Solange wir noch vermietete Kirchensitze haben, muß es sich jeder Inhaber eines solchen gefallen lassen, daß sein Platz von jemand anders besetzt wird, wenn der Platzinhaber erst nach der Liturgie kommt. Es sollte auch in dieser Frage kein Streit oder irgendwelche Unzuträglichkeit im Gotteshaus entstehen.          


24. Juni 1919

Feuer auf dem Güterbahnhof.

Am Sonnabend abend 9:30 Uhr wurde die Feuerwehr nach dem Güterbahnhof gerufen, wo ein Waggon mit Stroh in Brand geraten war. Nach 1:15 stündiger Tätigkeit der Wehr konnte der Brand als gelöscht angesehen werden.


26. Juni 1919


27. Juni 1919

Eine Versammlung wegen der Zukunft der Oder tagte vor kurzem in Frankfurt. Vertreten waren die Städte Breslau, Cottbus, Forst, Frankfurt, Fürstenberg, Guben, Landsberg und Stettin, sowie die Handelskammern Frankfurt und Cottbus. Die Versammelten äußerten schwere Befürchtungen über die zu künftigen Schicksale der Oder, die eintreten würden, wenn die Friedensbedingungen zur Durchführung gelangen und beschlossen die Absendung einer Entschließung an die Reichsregierung zur Weitergabe an die Friedensdelegation, in der dieselbe gebeten wird, dahin zu wirken, daß das Schicksal der Oder, ihrer Schiffahrt und  Uferstädte nicht von der Entscheidung landesfremder Personen abhängig gemacht wird. Mit der Uebermittlung wurde Oberbürgermeister Dr. Trautmann, Frankfurt, beauftragt. Von Seiten aller Redner wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen,  sich zusammenzuschließen und in Zukunft alle Interessen gemeinsam zu vertreten. Auch gegen die Bedrohung der Oder von Osten der durch die Polen nahm die Versammlung Stellung und war der Ansicht, daß alle notwendigen Maßnahmen gegen diese  Versuche ergriffen werden müssen. Oberbürgermeister Trautmann wurde schließlich beauftragt, die gesamten Interessen der Oder und der gesamten Vereinigung wahrzunehmen und sobald er es für erforderlich hält, die  nächste Versammlung einzuberufen.