Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1919

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2. September 1919

(Ziegen-Ausstellung.) Am Sonntag fand hier auf dem Viehplatz die diesjährige Ziegen-Ausstellung des Ziegenzuchtvereins Forst statt. Es waren etwa 800 Ziegen und Milchschafe aufgetrieben. Das Material in Saanenziegen war ein vorzügliches, so daß die Vertreter der Landwirtschaftskammer eine bronzene Medaille und zwei Diploms als Ehrenpreise vergeben konnten. Als Preisrichter waren tätig Direktor Tamm-Sorau, Tierzuchtinspektor Sattermann-Cottbus, Tierzuchtinspektor Günther-Guben und Wanderlehrer der Landwirtschaftskammer für Kleintierzucht Arlt-Guben.  


3. September 1919

Gesangskonzert. Zum Schlusse der Sommerzeit treten die beiden Vereine „Gesangverein“ (gem. Chor) und „Liedertafel“ (Männerchor) am Donnerstag im Garten des Schützenhauses noch einmal zusammen, um ihrerseits die Schönheit des Sommers und des Frühlings, wie überhaupt der Natur noch einmal zu besingen. Der eigenartige Zauber, den die Macht des Gesanges umgibt, wird auf die Besucher seine Wirkung nicht verfehlen. Gesang erfreut das Menschenherz, und da das Menschenherz in der heutigen wenig erfreulichen Zeit freudiger Anregung bedarf, werden gewiß zahlreiche Besucher zusammenkommen, um sich die Herzensfreude zu verschaffen. Das städtische Orchester füllt einen Teil der Spielfolge mit aus und bereichert mit seinen Gaben den abwechslungsreichen Abend. Eintrittskarten sind an der Abendkasse erhältlich: das Konzert findet bei ungünstiger Witterung im Saale statt.     

Ein tödlicher Unfall ereignete sich gestern abend auf dem hiesigen Bahnhof bei Einfahrt des von Sommerfeld 7 Uhr 19 Min. hier eintreffenden Personenzuges. Eine Frau Hertha Fuhrmann aus Frankfurt a.O., Große Scharrnstraße 58, die in Guben bei ihrer Schwester wegen Erbschaftsregulierung zu tun hatte, wollte abends nach Frankfurt zurückfahren. Bevor noch der Zug hielt, versuchte sie in ein Abteil zu gelangen, kam aber beim Erfassen des Messinggriffes zu Fall und geriet dabei unter den Zug, der ihr beide Beine abfuhr. Der Tod trat auf der Stelle ein. Die Ueberführung der Leiche nach Frankfurt a.O. erfolgt sofort nach Freigabe durch die Staatsanwaltschaft. Der betrübende Unfall ist auf eigene Unvorsichtigkeit der Betroffenen zurückzuführen.


4. September 1919

Paketbeförderung nach England. Von jetzt an sind wieder Postpakete ohne Wertangabe und ohne Nachnahme im Verkehr zwischen dem unbesetzten Deutschland und Großbritannien und Irland zulässig. Die Freigebühr beträgt bis auf  weiteres 1 M 60 Pf für das Paket. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten. 


6. September 1919

Fahrradfund. Vor etwa 4 Wochen wurde in der Reichenbacher Heide ein Herrenfahrrad ohne Gummibereifung gefunden ; es hat die Marke Beda am Sitzrohr ; am Rade befinden sich Schutzbleche, die vom einen Motorrade herrühren. Der Eigentümer kann sich auf der Polizeiwache melden.


8. September 1919

Bestellung großräumigen offener Wagen. Der zur Zeit herrschende Mangel an Zungenwagen macht es erforderlich, großräumige offene Wagen abweichend von den bestehenden Tarifvorschriften möglichst nur für solche Güter zu stellen, die infolge ihrer Länge auf kürzere Wagen nicht verladen werden können. Die beteiligten Verkehrskreise werden gebeten, die großräumigen Wagen nicht für Güter anzufordern, die auf gewöhnlichen Wagen verladen werden können, und die Anforderungen an großräumigen offenen Wagen überhaupt nach Möglichkeit zu beschränken.  


20. September 1919

(Aus Vergnügungssucht gestohlen.) Im Tanzsaal verhaftet wurden hier 2 junge Mädchen. Sie waren vor einigen Tagen hier zugereist und hatten, um sich Geld für Tanzvergnügen usw. zu verschaffen, aus einem Garten in der Nähe der Warthe acht Gänse gestohlen und diese zu Geld gemacht.


22. September 1919


23. September 1919

 Ueber Robert Johannes (Schn) – Abend heute, Montag, im Schützenhause schreibt „Berl. Tageblatt“: Der Vortragende verstand es, die Zuhörer mit dem köstlichen ortpreußischen Humor voll und ganz für sich zu gewinnen und es wird wohl niemand unter ihnen sein, der nicht aus vollsten Herzen gelacht hat.- Der Besuch ist zu empfehlen.


25. September 1919

Vortragabend über Wilhelm Busch. Der am Donnerstag vom Verein Gesundheitspflege veranstaltete Vortragsabend findet, wie uns mitgeteilt wird, große Zustimmung. Der Abend ist aber auch nicht mit dem vor kurzem abgehaltenen zu vergleichen. Ueber einen Abend in Wilhelmshaven schreibt die Presse: Er war ein selten schönen Abend. Alfred Bihler zeigte sich als Meister der Vortragskunst. Wilhelm Busch, der allzeit humoristische Dichter und Maler, wurde von den Vortragenden völlig erfaßt. Die glänzende Art des Vortrages, die sympathische Modulationsfähigkeit des Tones, die glückliche Wahl, Humor und Ernst ineinander zu fügen, gab den mehr als tausend Zuhörern eine tiefe Befriedigung.


26. September 1919

Junghähnels Sänger hatten hinsichtlich des Besuchs bei ihren gestrigen Gastspiel im Schützenhause auch unter der Flut der Veranstaltungen zu leiden. Dessenungeachtet unterhielten die vielseitigen Mitglieder der Gesellschaft das Publikum aufs beste. Stürmische Lachsalven erfüllten bei den mannigfaltigen Darbietungen den Saal und gaben der lustigen Herrengesellschaft erneut den Beweis eines großen Wohlwollens. Ueber die sorgfältige Aufmachung der Junghähnelschen Gastspiele ist kein Wort mehr zu verlieren, die langjährige Einkehr der Gesellschaft in Guben hat bereits zur Genüge den Beweis der Zufriedenheit erbracht. 


28. September 1919

Vom Wetter. Die um die Wende der Vorwoche in ganz Mitteleuropa erfolgte ungemein starke Abkühlung drückte der Witterung während der letzten acht Tage ihren Stempel auf. Während der Nächte sanken die Temperaturen in weiten Teilen des Landes bis unmittelbar an den Gefrierpunkt: auch tagsüber blieb es in den meisten Gegenden sehr kühl, andauernd trübe und regnerisch. Auf den Höhen der Vogesen und Riesengebirge fiel bereits Schnee: übrigens wurde auch England, wo in verschiedenen Grafschaften Schneefälle vorkamen, von den Wettersturz heimgesucht. Bis zum Freitag der Vorwoche war das Wetter im ganzen Lande freundlich, im Osten sogar noch sommerlich warm gewesen. Im Westen setzten jedoch bei der Annäherung eines tiefen und weit ins Festland südwärts sich erstreckenden atlantischen Minimums nachmittags Gewitter und Regenfälle ein, die abends zum Teil fortdauerten und nach denen die Temperaturen stark sanken. Die Regenmengen waren zum Teil ungewöhnlich groß. Bei der raschen Annäherung eines neuen Maximums hinter der gleichfalls schnell abwandernden Depression nahm die Abkühlung noch mehr zu: an einzelnen Stellen im mittleren Norddeutschland kamen gelinde Fröste vor. Am Freitag heiterte sich der Himmel auf, sodaß die Temperaturen auf 23 Grad C emporstiegen. Der raschen Wiederabnahme des Luftdrucks dürften neue Regenfälle folgen, worauf erneut Abkühlung zu erwarten ist, wie überhaupt die Witterung vorläufig veränderlich zu bleiben scheint.


29. September 1919