Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1919

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

2. Dezember 1919

Gütersperre. Vom 1. Bis einschl. 6. Dezember ist Frachtstückgutsperre, außer Beleuchtungs- und Betriebsgegenstände, Beleuchtungs- und Betriebsstoffe, Brennstoffe, Düngemittel, Futtermittel, Heizöl, Lebensmittel einschl. Genußmittel, Hopfen, Saatgut, Umzugsgut, Leitungsdruckpapier, Arznei- und Apothekenmittel und leere Gegenstände dieser Artikel. 


3. Dezember 1919

Stadtbücherei. Die Reorganisation der Volksbücherei ist beendet. Die Bücherei ist nunmehr mit allen Hilfsmitteln der neuzeitlichen Bibliothekstechnik ausgestattet. Es wird in Zukunft neben der Verkehrsaufgabe der modernen Bücherhalle auch die Aufbewahrungsaufgabe der wissenschaftlichen Bücherei haben. Aus diesem Grunde ist die Bezeichnung „Volksbibliothek und Lesehalle“ in „Stadtbücherei“ umgeändert worden. Dank der reichlichen Mittel, die in diesem Jahre zur Verfügung standen- die Bücherei durfte sich neben einer außerordentlichen Beschaffungsbeihilfe der Regierung noch eines Geschenkes in Höhe von 8000 M von Seiten des Herren Max Wilke erfreuen- konnte die Abteilung „ Schöne Literatur“ ergänzt und, soweit es die schwierige Lage des Büchermarktes zuläßt, ausgebaut werden. Die erneut bewilligten 12000 M sollen zur Beschaffung belehrender Werke dienen. Es kann selbstverständlich nicht erwartet werden, daß die Bücherei nunmehr in der Lage ist, alle Wünsche zu befriedigen, die an sie herantreten. Es ist eben erst der Grund gelegt, auf dem weiter gebaut werden kann. Noch auf viele Jahre hinaus werden sich Lücken bemerkbar machen. Um dem ärgsten Mangel abzustellen, ist der Leihverkehr mit der Nationalbibliothek in Berlin eingerichtet worden. Die Bücherei ist am Montag, den 1. Dezember dem Betrieb wieder übergeben worden. Die Bücherausgabe findet werktäglich von 5-7 Uhr statt; der Lesesaal ist täglich 5-9 Uhr geöffnet.                     


5. Dezember 1919

Keine Verkehrssperre vor Weihnachten. Vielfach werden noch Zweifel darüber laut, ob wir in diesem Jahre noch mit einer abermaligen Verkehrssperre zu rechnen haben. Wie verlautet, besteht weder im Reichsverkehrsministerium noch in der Eisenbahndirektion die Absicht, im Dezember eine neue Verkehrssperre anzuordnen. Wie von anderer Seite gemeldet wird, beabsichtigt der Reichsverkehrsminister eine dahingehende Erklärung am Freitag in der Nationalversammlung auf eine kleine Anfrage abzugeben. 


6. Dezember 1919

Hengstkörung. Auf dem Viehmarktplatze stand gestern nachmittag die Körung der Privatdeckhengste des Landkreises Guben statt. Vorgeführt wurden 9 Hengste des Gubener Pferdezuchtvereins, G. B. m. b. H., die sämtlich angehört wurden. Von diesen Hengsten sollen aufgestellt werden: 2 Hengste in Wellmitz und je 1 Hengst in Krebsjauche, Neuzelle, Riemaschkleba, Schenkendöbern, Stargarbt, Vogelsang und Ziltendorf. Die Endscheidung über die ebenfalls vorgeführten Hengste des Majoratszüchters Marke-Ottohof, der Rittergutsbesitzer Meister – Jeßnitz, Gendel –Liebesitz und Vorsteher – Schenkendöbern wurde bis zu der voraussichtlich im Frühjahr d. J. stattfindenden Nachkörung vertagt.                


7. Dezember 1919

Weihnachtsspenden. Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen hat es sich zur Aufgabe gemacht, für seine kriegshinterbliebenen Kinder eine Weihnachtsbescherung zu veranstalten. Zu diesem Zweck wird die Bürgerschaft gebeten, Gaben aller Art, sowie Geldspenden dem Reichsbund zur Verfügung stellen zu wollen.

Die vom „Wandervogel“ veranstaltete Verkaufsausstellung von Handfertigkeitsarbeiten im Saale der Loge (Grüne Wiese – Ecke Gartenstr.) ist morgen, Sonntag, ununterbrochen geöffnet von 10 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags. Der „Wandervogel“ bittet die Bürgerschaft um zahlreichen Besuch seiner reichhaltigen Ausstellung.


9. Dezember 1919


11. Dezember 1919

Der Gubener Sängerbund veranstaltete nach langer, unfreiwilliger Pause wieder einmal einen „Liederabend“ unter sich. Der Krieg hatte auch in die Reihen der Sänger empfindliche Lücken gerissen: aber überraschend schnell ist der G.S.V. mit seinem Aufbau fertig geworden. Unser „Aufbauminister“ würde, wenn er dagewesen wäre, sicher eine Rede gehalten haben mit dem Schlußseufzer; „Ach wer doch das könnte!“ Die Einzelvereine waren durchweg in stattlicher Zahl erschienen, und es war eine Freude, zu sehen, wie sich jeder Verein bemühte, den Beweis zu erbringen, daß er nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ die alte Höhe wieder erreicht hat. Eine lange Reihe von Chor- u. Einzelchorgesängen erschallte frisch und fröhlich durch den Saal auf Schneiders Berg: jedem einzelnen Sänger merkte man es an, es war ihm warm ums Herz, trotzdem der Saal nur zeitgemäß geheizt war. Einen besonderen Reiz erhielt der Abend noch dadurch, daß Bundesvorsitzende, Herr Lehrer Beier, sein zwanzigjähriges und der Bundesdirigent, Herr staatl. Musikdirektor Zierau, sein fünfzehnjähriges Jubiläum feiern konnten. Beide wurden durch Ansprachen ausgezeichnet. Als Gast war der Handwerker-Gesangsverein geladen, der die Anwesenden auch durch einige hübsche Lieder erfreute und jedenfalls demnächst dem Bunde beitreten wird.- Alles in allem- es war ein anregender Abend, der für jeden  Verein von Nutzen sein wird. Nur weiter so! 


14. Dezember 1919

Stadttheater. Die am Sonntag vormittag 11 Uhr stattfindende „Morgenfeier“ zu Gunsten der Wiener Bevölkerung bringt ein außerordentlich reichhaltiges Programm. Die ersten Kräfte des Theaters wirken mit. – Die gestern Abend mit großen Beifall aufgenommene Operette „Origri“ wird am Dienstag wiederholt. Für die Weihnachtsfeiertage wird das Raimundsche Zaubermärchen „Der Verschwender“ und für die Kinder ein neues Weihnachtsmärchen „Christinchene Märchenbuch“ einstudiert. Wochenspielplan vom 14.  bis 20. Dez.: Sonntag (nachm. 3 Uhr): „Schneewittchen und die 7 Zwerge“, abends 7 Uhr: „Die Faschingsfee“, Dienstag: „Grigri“, Mittwoch: keine Vorstellung, Donnerstag: Uraufführung „Das häusliche Glück“, Freitag: „Die Faschingsfee“, Sonnabend: keine Vorstellung, Anfang wochentags 7.30 Uhr.


17. Dezember 1919

An Erhaltung der Jahrmärkte. Der Minister für Handel und Gewerbe hat durch Erlaß vom 15.November d. Jr.  die Regierungs-Präsidenten mit Rücksicht darauf, daß Klagen aus Händlerkreisen erkennen lassen, daß die Krammärkte zur Zeit nicht in dem vor dem Kriege üblichen Umfang abgehalten werden und daß dadurch zahlreichen Kriegsbeschädigten eine Verdienstmöglichkeit entzogen wird, unter Hinweis auf den Erlaß vom 3.September 1914 ersucht, gegenüber den Wünschen nach Aufhebung aber Einschränkung von Jahrmärkten auch weiterhin eine gewisse Zurückhaltung zu üben.


19. Dezember 1919

Eine Ausstellung der Weihnachtsarbeiten, die die Kinder des Sandhorts für ihre Eltern und Geschwister gemacht haben, findet statt von Freitag mittag 1 Uhr bis Sonnabend mittag 12 Uhr in den Räumen des Sandhortes neben der Sandschule, Eingang Tanigerstraße. Jedermann ist dazu eingeladen. Der Eintritt ist frei. 


21. Dezember 1919

Weihnachtsfeier am Lyzeum. Auch das Lyzeum veranstaltete gestern am Tage vor Schulschluß eine von Fräulein Magda Lehmann geleitete Weihnachtsfeier, die nach der Andacht aus einer Ansprache, Einzel- und Chorgesängen und der Aufführung eines Deutschen Weihnachtsspieles für Kinder bestand. Dieses Spiel ist von Lina Krüger, der Direktorin des Städtischen Lyzeums zu Kreuznach, nach alten Weihnachtsspielen und Weihnachtsweisen aus Hessen, Bayern, Oesterreich, Schlesien und Steiermark zusammengestellt und von ihr ergänzt worden: es wurde dort und an anderen Lyzeen bereits mehrmals zur großen Freude der Zuschauer und auch der Spielerinnen selbst aufgeführt. Auch gestern fand es  jubelnden Beifall bei allen Schülerinnen. Da diese Feier des beschränkten Raumes wegen unter Ausschluß von Gästen stattfinden mußte, soll sie (mit Ausnahme der Andacht) auf allgemeinen Wunsch am nächsten Sonntag zugunsten der Kasse des „Junggesellenbundes“ öffentlich wiederholt werden.  


22. Dezember 1919


28. Dezember 1919

Stargeddel, 27.Dez. (Diebstahl.) Billigen Feiertagsbraten verschafften sich gewissenlose Leute dadurch, daß sie in der Nacht in den festverschlossenen Stall des Försters Benedikt hier eindrangen und ein ziemlich schweres Schwein abschlachteten. Auf einer Karre beförderten sie das Tier in die Nähe der Lubs, wo es regelrecht ausgenommen wurde. Die Eingeweide fand man im Wasser. Von den Tätern fehlt jede  Spur.


31. Dezember 1919

Besitzerwechsel. Das Gastwirtsgrundstück „Peschkes Garten“ ist in den Besitz des Herrn Josef Ricke aus Königberg i.Br. übergegangen. – Herr Gastwirt Paul Höhne hat das Gastwirtschaftsgrundstück „Feldschlößchen“ käuflich erworben.

Küppern, 30.Dez. (Eine schwere Bluttat) wurde hier in der letzten Nacht verübt. Der Gastwirt Kraatz und sein erwachsenen Sohn wurden heute morgen tot aufgefunden. Man nimmt an, daß sie von Einbrechern, die von ihnen überrascht wurden, ermordet worden sind. Einzelheiten über die fruchtbare Tat waren nicht zu erfahren. Die Ermittlungen sind aber im Gange.