Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1902

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3. Januar 1902

Auch ein Verlangen: Die Brüxer Polizeileute ersuchten jüngst die Direction der Teplitzer Bahn um Freikarten zur Fahrt nach Teplitz, um dort am Leichenbegängniß eines Kameraden theilzunehmen. Sie erhielten abschlägigen Bescheid mit der verblüffenden Begründung, daß "derlei Fälle" acht Tage vorher angemeldet werden müssen.

In der evangelischen Stadt- und Hauptkirchengemeinde zählte man im Jahre 1901 (in Klammern sind immer die Zahlen des Vorjahres beigefügt): getraute Paare 265 (276), getaufte Knaben 452 (485), Mädchen 417 (4555), zusammen 637 (542), Communicanten in der Kirche 5604 (5892), im Hause 434 (337), kirchliche Beerdigungen 400 (480).


9. Januar 1902

Ein Mann, der sein Brod hat: In manchen Gegenden herrscht noch die alte Sitte, daß die Lehrer außer ihrem Gehalt von der Kirche Brot, Wurst, Eier usw. bekommen. Zu Neujahr hat nun der Lehrer in der Ortschaft Wohlitz in der Provinz Sachsen von den Dorfbewohnern etwa 35 Brote, von denen keines unter 16 Pfund wog, bekommen. Natürlich fehlte es auch an Wurst nicht. Was fängt nun aber ein Junggeselle, wie dieser Herr, mit 5 ½ Centnern Brot an?


11. Januar 1902

Einen so launischen und sonderbaren Winter wie heuer hat Rußland noch nicht erlebt. In Kiew sind 6 Grad Wärme, der Dnjepr ist eisfrei, die Kastanienbäume schlagen aus und das Gras grünt. In Warschau sind 7 Grad über Null, der Mangel an Schnee beunruhigt die Landwirthe. In Rostow ist statt Frost und Schnee warmer Regen, die Schiffahrt am Don wurde wieder aufgenommen, und die Passagier- und Frachtschiffe verkehren ins azowische und Schwarze Meer. Aus Belgrad wird gemeldet: Die ungewöhnlich milde Witterung hält an. In einzelnen Landestheilen stehen die Obstbäume, namentlich Aprikosen, Pflaumen und Kirschen in voller Blüthe.


12. Januar 1902

Landsberg a.W.: Ein Neujahrsscherz. Eine Gesellschaft junger Leute machte sich am Jahresende den Spaß, einem Bekannten, einem Geschäftsmann, der ewig darüber klagte, daß die Kunden so saumselig im Zahlen wären, einen Haufen Postanweisungen zu senden, auf deren jede nur 5 Pfennig eingezahlt waren. Freudig bewegt sah der Geschäftsmann am Neujahrsmorgen  den Postboten mit einem hübschen Stößchen Anweisungen erscheinen, und mit glückstrahlender Miene und sehnsuchtsbebender Hand leistete er die erforderlichen Unterschriften. Aber als er sich anschickte, die Beträge zusammenzurechnen, die ihm zufließen sollten, da wurde er zu seinem Ärger und seiner Betrübniß inne, daß er auch nicht einen Pfennig erhielt, denn die Summe von fünf Pfennigen, die auf jede Anweisung eingezahlt war, empfing der Postbote als Abtragegebühr. Der Geschäftsmann war wüthend, mußte aber schließlich selber über den ihm gespielten Streich herzlich lachen.


14. Januar 1902

Bärenklau: Bei der am Freitag auf bäuerlichem Revier in Pinnow abgehaltenen Jagd wurden 2 Hirsche und ein Hase geschossen und - ein Ochse angeschossen.


21. Januar 1902

Die Ergebnisse der Obstbaumzählung im Deutschen Reich werden im Reichsanzeiger mitgetheilt. Danach wurden am 1. Dezember 1901 im ganzen 168.388.853 Obstbäume in Deutschland gezählt, nämlich 52.332.095 Apfelbäume, 25.116.165 Birnbäume, 69.392.910 Pflaumen- und Zwetschgenbäume und 21.548.683 Kirschbäume.


22. Januar 1902

Annoncenteil: Gestohlene Gegenstände

In der Zeit vom 19. Bis 23. Dezember 1901 aus einem Schuppen des Gehöftes Frankfurterstraße 22 eine 3 ½ Meter lange Wagenkette.

Am 23. Dezember 1901 von dem Hofe Zindelplatz 14 eine geschlachtete Gans. In der Nacht vom 3. Januar 1902 aus einer Hundehütte des Gehöfts Einbeckenstraße 9, 5 schwarze Hühner und eine Hahn.

Am 2. Und 4. Januar 1902 aus einer Wohnung des Hauses Am Damm Nr. 3 ca 50 Mark baar Geld und zwar ein Zwanzigmarkstück, zwei Fünfmarkstücke und anderes Silbergeld.

Am 6. Januar d.Js. abends zwischen 10 und 12 Uhr aus einem Gasthofe in der Frankfurterstraße eine braune wollenen Pferdedecke, an deren kurzen Enden sich braune, gelbe und blaue Streifen befinden. Um Beihilfe zur Ermittlung der Diebe sowie der gestohlenen Gegenstände wird ersucht.

Guben, den 16. Januar 1902                         

Die Polizei-Verwaltung - Bollmann


24. Januar 1902

Ein findiger Stadtverordnetenkandidat erläßt in einem Prenzlauer Blatte folgendes Inserat: "Es ist mir zu Ohren gekommen, daß mir einige meiner Mitbürger das Vertrauen entgegenbringen, mich als Stadtverordneten wählen zu wollen. Um diese Wahl zu Stande zu bringen, erbiete ich mich, jedem Wähler, der mir seine Stimme giebt, einen Zahn gratis zu ziehen. Familienmitglieder behandle ich für den halben Preis. (Folgt der Name), Zahnarzt.


29. Januar 1902

Die große Armee-Brieftauben-Zuchtanstalt in Spandau wird in diesen Tagen eröffnet werden. Es sollen dort die Ersatztauben für die verschiedenen Militär-Brieftauben-Anstalten im Reiche ausgebildet und abgerichtet werden, auch sollen die jetzigen Bestände in der neuen Station nach einheitlichem Muster geschult werden. Die Eröffnung der neuen Anstalt bringt eine Vermehrung der Brieftaubenstationen der deutschen Heeresverwaltung mit sich, welche im Laufe der letzten Zeit vor sich gegangen ist, da die Verwendung der Militär-Brieftauben in Zukunft mehr als bisher stattfinden soll.

Nette Zustände sind in manchen Orten in der Dresdener Gegend bei kürzlich veranstalteten Revisionen der Feuerlöschgerätschaften vorgefunden worden. In einem Dorfe fand man im Spritzkasten eine "Hecke" junger Katzen, einen anderen Spritzkasten hatte eine Henne benutzt, um so nach und nach 36 Eier hineinzulegen usw. In einem Spritzkasten war noch der Schmutz von einer Dachreparatur zu finden, die drei bis vier Jahre zurücklag. In einem weiteren Orte wußte weder der Ortsvorstand noch das Rittergutspersonal, wo die im Rittergut untergebrachte Spritze stand; endlich nach langem Suchen fand man sie mit Stroh und Heu gefüllt hinter Jauchetonnen und Wagen...