Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1902

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1. Mai 1902

Der diesjährige Brandenburgische Städtetag wird bekanntlich am 2. und 3. Juni des Jahres in Guben abgehalten werden. Am Vorabend, Sonntag, d. 1. Juni von 8.00 Uhr ab geselliges Zusammensein auf Kaminskys Berg. Montag, d. 2. Juni 7 1/2 Uhr Morgens ab Besichtigungen, Mittags 1 Uhr Fahrt in die Stadtforst, unterwegs Besichtigung der städtischen Obstplantagen. Imbiss in den "Hohlen Bergen". Abends 6 Uhr Festessen im Schützenhause. Abends 9 Uhr Festvorstellung im Stadttheater. Am 2. Tag 7 Uhr Morgens Spaziergang durch die Gubener Berge und Frühstück auf Engelmanns Berg. Weiterhin gibt es Durchführung von Verhandlungen verschiedenen Bürgermeister zwischen den Städten Gubens, Forst, Frankfurt/o., Potsdam u.a.


4. Mai 1902

Lehrerfamilien: Daß sechs Brüder den selben Beruf - und zwar den Lehrerberuf- wählen, dürfte nicht oft vorkommen. Der Besitzer des Gasthofes "Zur Eisenbahn" in Kerzdorf bei Lauban hat sechs Söhne. Die vier ältesten sind bereits Lehrer - einer von ihnen ist Rektor - der fünfte Sohn besucht noch ein Lehrerseminar und der sechste Sohn eine Präparanden-Anstalt -.

Weit in den Schatten gestellt wird dies aber durch folgende Thatsache, die dem "Cottb. Anzeiger" berichtet wird: Der in A. D., Kreis Kalon, amtierende Lehrer und Kantor hat 12 Kinder, darunter 10 Söhne. Von diesen sind 8 bereits Lehrer und 2 gegenwärtig noch auf der Präparandenanstalt. Die beiden Töchter aber sind auch noch wieder an Lehrer verheiratet, welche auch wieder aus Lehrerfamilien stammen.


7. Mai 1902

Zum heutigen Viehmarkt waren 779 Pferde und 881 Rinder zum Verkauf gestellt.

40.000 junge Hechte sind heute durch den Gubener Anglerklub in die Neiße eingesetzt worden.

Gestohlen wurde heute Nacht 1 Sack Roggenmehl im Werthe von 25,00 Mark vom Mehlboden des Bäckermeisters Jumisch.

Bissige Hunde müssen einen Maulkorb tragen. Die Nichtbeachtung dieser Vorschrift wird dem Sandfuhrmann H. theuer zu stehen kommen. Am Sonntag ging er mit einem Hund durch die Kaltenbornerstraße. Das bissige Thier griff zunächst einen Jungen an, gleich darauf stürzte sich der Hund auf den Drechslermeister Ernst H. aus der Kaltenbornerstraße und riß ein großes Loch in dessen völlig neue Hose, auch die Unterhose wurde mit zerrissen. Zum Glück blieb H. unverletzt. Der Besitzer des Hundes hat nicht nur die zerrissenen Kleidungsstücke zu ersetzen, sondern auch ein gepfeffertes Strafmandat zu gewärtigen.


11. Mai 1902

Aussetzung junger Aale: Zwischen Gr. Breesen und Bresinchen ergießen sich zwei Fließe in die Neiße, Mühlenfließ und alte Mutter. In diese beiden Fließe sind am Mittwoch 1 Centner Setzaale eingesetzt worden, die der Fischereiverein für die Provinz Brandenburg zu diesem Zwecke unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte. Der Landkreis Guben zahlt an den Fischereiverein einen jährlichen Beitrag.


18. Mai 1902

Das Stadtmuseum wird am 1. u. 2. Feiertag (Pfingsten) zu der üblichen Zeit von 11-1 Uhr geöffnet sein. Unter den Neuerwerbungen sind alte eichene Ausstellungsstücke, unter den Geschenken die Bodenfunde aus dem Baugrunde des Wendtschen Hauses in der Frankfurterstraße und Kacheln mit geschichtlichen Darstellungen, ferner mehrere Medaillen und Abbildungen von Personen und Oertlichkeiten besonders bemerkenswert. Einigen früh verstorbenen Sammlern haben deren Angehörige durch Überweisung aus ihrem Nachlaß ein bleibendes Andenken gestiftet.


22. Mai 1902

Münchener Mailied 1902

Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen, Da hab ich mir erfrorenDie Nase und die Wangen.Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen, Hab ich dann schleunigst wieder zu heizen angefangen.   A.de W.


24. Mai 1902

Ein ganz Schlauer: Um sein Geld vor Dieben zu sichern, steckte der Handelsmann Karl Petrausche in Penzig sein Geld in den Kohlenkasten (ca. 250 Mark in Gold, Silber und Papiergeld, aufbewahrt in einem Portemonaice). Der Mann hatte vergessen, der Frau davon Mittheilung zu machen, so daß die Frau in ihrer Ahnungslosigkeit das Geld mit in den Ofen steckte.

Für die gesamte Garnison Potsdams ist durch Commandantierbefehl der Besuch Werders bis auf Weiteres verboten worden. Der Grund für diese Maßnahme soll darin zu suchen sein, daß während der Baumblüthe eine verhältnismäßig große Anzahl von Soldaten durch den Obstwein in einen derartigen Zustand versetzt wurden, daß die Leute am nächsten Tage dienstunfähig waren.

Groß-Gastrose: Die beiden Ortschaften Markersdorf und Pohsen wollen ebenfalls Mitglied des vaterländischen Frauenvereins werden, um bei Unglücksfällen sofort erste Hilfe von der Schwesterstation Groß Gastrose zu erhalten. Es soll zu diesem Zwecke vom ersteren Orte ein jährlicher Beitrag von 60 Mark und vom letzteren ein solcher von 30 Mark aufgebracht werden. Da aber die Krankenschwester diese Entfernungen ohne Benachtheiligung der anderen Kranken zu Fuß nicht zurücklegen kann, so ist ihr vom Zweigverein Guben, der die Station hier eingerichtet hat, ein Fahrrad zur Verfügung gestellt worden. Jedenfalls ist das eine sehr praktische Einrichtung, deren großer Nutzen nicht zu verkennen ist.


25. Mai 1902

Wellmitz: Bei dem Königsschießen unserer Schützengilde, die ihr Privilegium von 1572 besitzt, also auf eine 330jährige Zeit ihres Bestehens zurückblicken kann, errang die Königswürde der Großbauer Ernst Thumernicht auf Bartholomäus hierselbst, und zwar zum zweiten Male seit seiner Zugehörigkeit zur Gilde.


27. Mai 1902

Die Goethegesellschaft hat ihre 16. Generalversammlung im Weimar abgehalten. Die Mitgliederzahl beträgt jetzt 2840. Den Festvortrag hielt Professor Paulsen über Goethes Ethik. Die Rede behandelte Goethes dogmenfreie Naturfreude im Gegensatz zu Kants ethischem Regorismus, ferner Goethes Verhältniß zum Christenthum und zur Antike und seine Entwicklung von Freiheitsdrang der Jugend zur Selbstbeschränkung im Alter. - Im Anschluß an die Tagung wurde in Ilmenau eine Corona-Schröter-Feier veranstaltet. Dem hiesigen Comitee zur Errichtung eines Denkmals für Corona Schröter wurden 500 Mark zur Verfügung gestellt. An der Generalversammlung nahm von hier Herr Justizrath Hoemann theil.


28. Mai 1902

Dem Fonds zu einem Denkmal für Corona Schröter in ihrem Geburtsort Guben hat, wie gestern bereits mitgetheilt, die Goethegesellschaft 500 Mark überwiesen. Ferner wurde beschlossen, auf dem Grabe der Künstlerin zu Ilmenau eine neue Grabesstelle anfertigen zu lassen.