Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1907

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1. Dezember 1907

Meteor. Donnerstag abend 8 Uhr wurde am östlichen Himmel der Niedergang eines in bläulichem Licht erstrahlenden Meteors beobachtet. Die Erscheinung tauchte am Sternenhimmel etwa bei dem Siebengestirn auf und verschwand, ehe sie den Rand des Horizonts im Osten erreicht hatte. Bemerkenswert ist, daß das Meteor ein blendendes Licht verbreitete und Funken zu sprühen schien, als es am Himmel seine kurze Bahn beschrieb.


4. Dezember 1907

Ein harter Winter steht bevor, mit vielem Schnee und strenger Kälte. So sagten einige Wetterpropheten bereits im Sommer und Herbst voraus, weil die Bienen ihre Wohnungen zeitig auf Winterquartiere einrichteten und die Zugvögel zeitiger als sonst auf die Reise gingen. Manchem mag diese Prophezeiung als wahr erscheinen; indes fehlt es auch nicht an einem Anzeichen, das gerade das Gegenteil, einen echt gelinden Winter  erwarten läßt, der Maulwurf wirft nämlich gegenwärtig noch, gerade wie im Sommer, seine Hügel auf, weil die Engerlinge und Würmer noch nicht tiefer gegangen sind, was sie beim Nahen großer Kälte mit seiner Empfindung tun. Beim Graben im Gartenland wird man das bestätigt finden. – Wer hat nun recht?


8. Dezember 1907

Einrichtung von Mittelschulklassen. In der gestrigen Stadtverordnetenversammlung wurde die Vorlage betreffend Einrichtung von Mittelschulklassen für Knaben und Mädchen nach etwa dreistündiger Beratung mit 19 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Zur Annahme gelangte dagegen die Errichtung von Hilfsschulklassen für schwachbegabte Kinder. Die Hilfsschulklassen, für welche gegenwärtig 39 Kinder vorhanden sind, werden zu Ostern 1908 errichtet.


10. Dezember 1907

Eisenbahnunglück auf Station Guben. Wie wir bereits heute morgen durch Extrablätter erfahren haben, entgleiste gestern abend 11,25 Uhr kurz nach dem Verlassen der Station Guben der mit zwei Lokomotiven bespannte Güterzug Nr. 7728 Guben - Frankfurt a.O.. Bei dem Stellwerk Nbd, zwischen dem Stationsgebäude und der Kupferhammermühle gelegen, geriet der Zug infolge falscher Weichenstellung auf ein totes Gleis. Die Vorspannlokomotive, Nr. 4012 Posen, fuhr gegen den Prellbock, riß diesen hinweg und fuhr die etwa zwei Meter hohe Böschung hinab, sich bis an die Achsen in das Erdreich einwühlend. Der Tender dieser Maschine drückte sich in den Bedienungsraum der Lokomotive ein, ließ aber glücklicherweise noch genügend Platz für das Personal. Die zweite Maschine, Nr. 4015 Posen, wurde mit den beiden vorderen Räderpaaren aus dem Gleis gehoben und an der Stirnseite durch den Tender der Vorspannlokomotive beschädigt. Ein Heizer, der sich durch Abspringen retten konnte, erlitt geringe Hautabschürfungen im Gesicht; sonstige Personen sind nicht verletzt. Der Materialschaden ist unbedeutend, immerhin dürften die Aufräumungsarbeiten einige Tage in Anspruch nehmen.


13. Dezember 1907

Viehzählung. Am 2. Dezember 1907 wurden in Guben 2716 Gehöfte gezählt, von denen 1660 einen Viehbestand aufwiesen. Viehhaltende Haushaltungen waren 2064 vorhanden. Es wurden gezählt 664 Pferde, 878 Rinder, 16 Schafe, 1832 Schweine, 2328 Ziegen, 9789 Stück Federvieh und 367 Bienestöcke.

Kerkwitz. Das bisher dem Häusler Ernst Ziebig gehörige Grundstück ist durch Kauf in den Besitz des hiesigen Landbriefträgers Herrn Schultke übergegangen. Bei der diesjährigen Viehzählung wurden hier in 68 Gehöften mit 85 viehhaltenden Haushaltungen insgesamt 25 Pferde, 181 Kühe, 247 Schweine, 55 Ziegen, 659 Stück Federvieh und 23 Bienestöcke gezählt. Geschlachtet wurden in der angegebenen Zeit 69 Schweine, 25 Ziegen und 1 Kuh.


19. Dezember 1907

Pflasterungen. Im Jahre 1908 sollen folgende Straßen um bzw. neugepflastert werden: Verlängerte Bahnhofstraße von der Ostrampe bis Berlinerstraße, Gasstraße von Feldstraße bis Bahnrampe, Cockerillstraße von Kaltenborner bis Spruckerstraße, Spruckerstraße von Cockerill bis Bothmerstraße, Winkelstraße von Frankfurterstraße bis Schulze, Kirchstraße von der Alten Poststraße bis Kl. Kirchstraße, Kleine Kirchstraße, Lubststraße von Birnbaum bis Lubstbrücke (evtl. bis Schögelnerstraße) und die Hospitalgasse. Die erforderlichen Kosten von rund 210 000 Mark werden aus vorhandenen Anleihemitteln und dem Straßenbaufonds gedeckt.


24. Dezember 1907

Zum  50-jährigen Bestehen der Gasanstalt.

Wenn auch, gegen heutige Verhältnisse, in höchst unvollkommener Weise, so hatte doch Guben schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine öffentliche Straßenbeleuchtung und war damit vielen großen Städten voraus. So waren vor hundert Jahren zirka 20 Stück öffentliche Straßenlaternen vorhanden, deren Bedienung und Unterhaltung von Jahr zu Jahr unter folgenden Bedingungen an den Mindestfordernden vergeben wurden:

1.   Es müssen die Lampen sofort, wenn es dunkel zu werden beginnt, angezündet werden und wenigstens bis halb 11 brennen;

2.   müssen dieselben von Anfang bis Ende gleich hell brennen;

3.   mindestens des Abends, sobald sie brennen, zwei- bis dreimal geputzt,

4.   die Lampen gehörig gereinigt und insonderheit die darin befindlichen Gläser gesäubert werden,

5.   muß reines, klares Öl, und womöglich Hanföl gebrannt werden,

6.   das Aufbewahrten der Lampen der Mindestbietende übernehmen,

7.   das Aufhängen und Abnehmen besorgen,

8.   dauert die Pachtzeit auf 8 Monate, als vom September d. Js. bis ultimo künftigen Jahres,

9.   müssen auch sämtliche Lampen, wenn in der Nacht eine Feuersgefahr sich zutragen sollte, sofort angezündet werden, sobald nicht voller Mondschein vorhanden ist,

10. sollen und dürfen die Lampen aber nicht angezündet werden, sobald Mondschein ist und durch trübe Witterung nicht verdunkelt wird…