Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1907

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1. September 1907

Reischels Riesenarena: Auf dem Lubstplatze gibt seit gestern M. Reischels elegant und komfortabel eingerichtete Riesen-Welt-Arena Vorstellungen. Man hat es hier, wie wir uns selbst überzeugten, nicht mit einem der vielen minderwertigen Unternehmen zu tun, sondern es ist ein erstklassiges Institut, das sich wirklich sehen lassen kann. Erstklassig durch seine prächtige Innen-Ausstattung, erstklassig durch sein Künstlerpersonal. Ohne auf eine nähere Spezialisierung des reichhaltigen Programms einzugehen, wollen wir nur hervorheben, daß auf den Gebieten der Akrobatik, der Equilibristik und der Jongleurkunst Hervorragendes geboten wird. Besonders für Freunde der edlen Turnkunst  empfiehlt sich der Besuch der Vorstellungen, denn selten sieht man so exakt ausgeführte Übungen der Gipfelturnerei. Drahtseilkünstler bieten glänzende Leistungen und die Zwischenpausen werden durch ulkige Intermezzos der Clowns ausgefüllt. Näheres ist aus dem Inseratenteil ersichtlich.

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3. September 1907


3. September 1907

3. September 1907

Obstdiebstähle. Wie in früheren Jahren, so wird auch diesmal wieder über Obstdiebstähle Klage geführt. Ein Grundbesitzer an der Grünstraße hat auf die Ermittlung der Spitzbuben eine Belohnung bis zu 20 Mark ausgesetzt. Es ist wieder einmal daran erinnert, daß Obstdiebstähle an Obst in größeren Mengen mit Gefängnis geahndet werden.

Eine größere Schlägerei entstand gestern unter den Gästen eines hiesigen Bierlokals. „Frühlingsbrüder“ waren mit einigen auswärtigen Herren in Streit geraten, der bald in Tätlichkeiten ausartete. Da es den Anwesenden nicht gelang, die Ruhe wieder herzustellen, mußte der Nachtwächter gerufen werden. Erst nachdem dieser die Waffe gezogen, räumten die Kampfhähne das Feld. Der Tumult hatte bis gegen 2 Uhr nachts gedauert.


4. September 1907

Das Elend auf der Straße. Aus einem Hause in der Crossenerstraße wurde gestern nachmittag eine aus drei Köpfen bestehende Familie exmittiert, weil sie die Miete nicht entrichten konnte.      Während die Frau allgemein als fleißig geschildert wurde, da sie für den Unterhalt der Familie bisher als Straßenkehrerin sorgte, gilt der Mann als Trunkenbold, der nur darauf bedacht ist, den kargen Verdienst seiner Frau durch die Kehle zu jagen. Die Exmission ging nicht ruhig ab, da der wieder einmal betrunkene Mann Radau schlug, was zur Folge hatte, daß sich bald eine große Menschenmenge ansammelte, die Zuschauer des traurigen Schauspiels wurde, als die wenigen Habseligkeiten auf einen kleinen Handwagen geladen wurden. Wie wir hören, hat die Frau die Stelle als Straßenreinigerin verloren. Was nun?


6. September 1907

Die wenigsten Verbrecher, soweit die Provinz Brandenburg in Frage kommt, gibt es im Landkreise Guben. Laut einer Kriminalstatistik über die Jahre 1898 bis 1902 betrugen die Verurteilungen auf je 10.000  strafmündige Personen in der Provinz Brandenburg überhaupt 112,7. Während der Kreis Prenzlau mit 150,1 die höchste Zahl der Verurteilungen aufweist,  lautet die entsprechende Zahl für den Landkreis Guben 57,6. Auf die statistisch festgestellte Tatsache, daß der Gubener Landkreis die wenigsten Verbrecher aus der ganzen Provinz Brandenburg aufweist, können die Einwohner unseres Landkreises stolz sein.


12. September 1907

Neue Straßennamen. Vier Straßenzügen in der Sprucke sind folgende Bezeichnungen beigelegt worden: Spruckerstraße, Mühlenstraße, Bethanienstraße und Grochestraße. Sehr wünschenswert erscheint es, daß auch endlich die kleinen namenlosen Gassen, welche in den Markt einmünden, einen Namen erhalten, ferner der Platz an der Neustadt, gegenüber dem Dannebergschen Grundstück, hinter der Schmiede.


19. September 1907

Unterricht für Schwachsinnige. Vom 1. April k.Js. An soll für schwachsinnige Kinder unserer Volksschulen besonderer Unterricht eingeführt werden. Die Kinder sollen in zwei Klassen von je 20 bis 25 Schülern von 2 Lehrern unterrichtet werden.


21. September 1907

Kirchenfenster. Das von einem hiesigen Bürger unserer Stadt- und Hauptkirche geschenkte bunte Kirchenfenster wird jetzt eingesetzt. Es ist nun das vierte bunte Fenster, welches unserem Gotteshause zur Zierde gereichen soll; es kommt ebenfalls an die Südseite, gleich rechts vom Haupteingang.


26. September 1907

Enthüllung des Clausnitzer-Denkmals. Auf dem Jerusalemer Kirchhof in Berlin, wo seit fast zwei Jahren der frühere Vorsitzende des Deutschen Lehrervereins Clausnitzer ruht, wurde diesem verdienten Manne gestern Nachmittag ein schlichtes Grabdenkmal geweiht. Bekanntlich wurde Clausnitzer in Groß-Breesen geboren…


28. September 1907

Ein buntes Kirchenfenster hat der Fabrikbesitzer Adolf Wolf nebst Gattin der Stadt- und Hauptkirche zum Geschenk gemacht. Das in der Glasmalerei vor Professor Linnemann in Frankfurt a. Main angefertigte Kirchenfenster stellt die Transfiguration Christi dar und gereicht der Stadt- und Hauptkirche, in welcher es am Sonntag zum ersten Male besichtigt werden kann, zur großen Zierde. Aus welchem Anlaß diese Schenkung gemacht worden ist,  ersieht man aus der hinzugefügten Widmung, welche lautet: Dem Andenken an Herrn Fabrikbesitzer Wilhelm Wolf und dessen Gattin Auguste geb. Feige, von dem Sohne Fabrikbesitzer Adolf Wolf und dessen Gattin Helen geb. Kurzreiter, am Tage ihrer silbernen Hochzeit, 4. September 1907.