Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1907

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1. Mai 1907

Der Rohbau der höheren Töchterschule ist bereits so weit fortgeschritten, daß außer dem Dache der Turnhalle auch der Südflügel in der Dachkonstruktion aufgerichtet werden konnte. In der verhältnismäßig kurzen Bauzeit vom 3. Oktober d. Js. sind bis heute etwas über eine Million Mauersteine vermauert worden, eine respektable Leistung des den Bau ausführenden Maurermeisters. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Schule zum vorgesehenen Termine, Ostern nächsten Jahres, in Benutzung genommen werden kann.


11. Mai 1907

Baumblütenverkehr. Unsere Stadt hatte sich gestern wieder eines recht regen Fremdenverkehrs zu erfreuen. Die eintreffenden Züge aus allen Richtungen waren stark mit Ausflüglern besetzt, die wieder einmal unseren im Blütenschmuck prangenden Osterbergen einen Urlaub abstatten wollten. Viele trafen auch mit Wagen und auf dem Rade ein. Bei dem günstigen Wetter zeigte sich schon vom früheren Morgen an das in jedem Frühjahr wiederkehrende Bild; zahlreiche muntere Gruppen durchwanderten die Berggassen und vielfach hörte man lustige Lieder ertönen. Die Bergrestaurateure wollen allerdings die Wahrnehmung gemacht haben,  daß der Besuch diesmal nicht ganz so stark gewesen sei, wie schon in manchen früheren Jahren. Nun, übermorgen ist Sonntag und es ist damit zu rechnen, daß sich viele ihren Besuch der Gubener Baumblüte für Sonntag aufgespart haben. Bis dahin werden auch die Äpfel in voller Blüte stehen.


16. Mai 1907

Reklamesäulen anstelle der jetzigen Tafeln werden demnächst in der Stadt zur Aufstellung gelangen. Die städtischen Behörden haben mit der Firma Naß u. Kieschke, die die Aufstellung der Säulen übernimmt, einen Vertrag abgeschlossen und einen Tarif über das Ankleben von Zetteln vereinbart.


19. Mai 1907

Mit dem Bau des Bismarckturms wird in Kürze begonnen werden. Die Ausführung der Bauarbeiten ist dem Maurermeister Br. Schneider übertragen worden. Von dem sog. Nachtigallenweg aus ist der Zugangsweg zum Bauplatz bereits hergestellt und nach beiden Seiten abgezäunt.


22. Mai 1907

Total verregnet sind diesmal die Pfingstfeiertage. Zwar strahlte noch in den ersten Morgenstunden des ersten Feiertages die Sonne am blauen Himmel, aber bald zogen von Nordwesten graue Wolken herauf, die sich die Sonne vergeblich bemühte, zu durchbrechen. Mittags begann es zu regnen und mit kurzen Unterbrechungen hielt der Regen dann während der ganzen Feiertage an. Alle Veranstaltungen im Freien, Konzerte usw. hatten darunter natürlich sehr zu leiden oder fielen ganz aus. Der Corso des Arbeiter-Radfahrerbundes durch die Stadt, an dem sich mehrere hundert Radfahrer beteiligten, ging in strömendem Regen vor sich. Auch ihr geplantes Waldfest im Chönbusch gaben die Radfahrer gestern nicht auf, trotz des niedergehenden Regens. Die Ruderklubs aus Glogau, Neusalz, Crossen und Frankfurt a. O., die gestern einen Ausflug nach Guben unternahmen, hielten in einer Pause zwischen zwei Regenschauern ihren Einzug. Der 2. Feiertag hatte eine verzweifelte Aehnlichkeit mit einem trüben Novembertage, so tief hingen die regenschweren Wolken herab und hüllten alles in Nebel. Bei 6 bis 8 Grad R. lernte man wieder die Wohltat eines gut geheizten Ofens zu würdigen, und das wenige Tage, nachdem die Menschheit unter der drückenden Hitze geseufst und gestöhnt hatte! In den Berglokalen langweilten sich die Kellner, während die Lokale in der Stadt um so zahlreicheren Besuch auswiesen. Ein magerer Trost bleibt es, daß die Landwirte Grund haben, mit dem Wetter zufrieden zu sein, nach dem alten Sprichwort: Mai kühl und naß füllt dem Bauern Scheuer und Faß. Mußten die kühlsten und nässesten Tage des ganzen Monats aber gerade auf die beiden Feiertage fallen?


24. Mai 1907

Unsere Stadt- und Hauptkirche erfreut sich jetzt dreier großer gemalter Fenster von hohem Wert, denen sich bald ein viertes zugesellen wird. Leider sind diese teuren Kunstwerke arg bedroht von dummen Jungen, die die an der Kirche nistenden Tauben mit Steinwürfen verfolgen. Eines dieser Fenster hat bereits einen unersetzlichen Schaden erlitten. Selbst während des Gottesdienstes in den Pfingsttagen hat man beobachtet, daß die Fenster von den Steinwürfen frecher Knaben getroffen wurden. Die Anwohner und die Vorübergehenden tun ja ihr möglichstes, diesem verderblichen Spiel zu wehren. Aber immer von neuem wiederholt sich der Frevel. Jetzt endlich sind drei Missetäter ermittelt und zur Bestrafung namhaft gemacht. Die Eltern werden wohl tun, ihre Jungen zu verwarnen, denn wenn sie für angerichteten Schaden haftbar gemacht werden, dürfen sie leicht hunderte von Mark bezahlt haben. Auch die Wiederherstellung der gewöhnlichen Kirchenfenster kostet erhebliche Summen, und es werden künftighin die Eltern für die von den Herren Söhnen bewirkten Beschädigungen in Anspruch genommen werden.


25. Mai 1907

Der Poetensteig ist angesichts seiner Schmalheit, seines fast durchweg sehr steilen Flußufers und des gar nicht so harmlosen Gewässers eine gewisse Gefahr für nicht besonders vorsichtige Passanten, insbesondere in der Dunkelheit und beim Ausweichen sich begegnender Personen. Besonders beklagenswert war es, daß wiederholt spielende oder aus den angrenzenden Gärten herumlaufende Kinder die Böschung hinunterstürzten und nicht immer den Fluten entrissen werden konnten. Es ist darum eine sehr dringende und dankenswerte Maßnahme, daß jetzt die Uferböschung überall mit einer Einfriedung versehen wird, dem Vernehmen nach auf Grund einer allgemein an die Anlieger ergangenen Verfügung.

Und auch vor 100 Jahre wurde schon „in der alten Gubener Zeitung gestöbert“. Über 200 Jahre zurück gehen die Informationen, die am 20. Juni dort zu lesen waren. Hier ein kleiner Einblick: