Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1907

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1. Oktober 1907

Gubener Tafelobst. Die von der brandenburgischen Landwirtschaftskammer ins Leben gerufenen Berliner Obstmärkte erfreuen sich in den Kreisen der märkischen Obstzüchter steigender Aufmerksamkeit und werden auch aus Guben mehrfach mit Tafelobst in einheitlicher Verpackung und Sortierung beschickt. Für die Leistungsfähigkeit des hiesigen Obstbaues ist es bemerkenswert, daß sich hiesige Züchter vereinigt haben, um die Mannheimer Obstausstellung zu beschicken, wo naturgemäß das süddeutsche Obst in scharfen Wettbewerb tritt.


5. Oktober 1907

Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß in der Stadt- und Hauptkirche mit dem Sonntag zu feiernden Ernte-, Lob- und Dankfest die Winterordnung beginnt: morgens 10 Uhr Hauptgottesdienst, abends 6 Uhr Predigt, während der Frühgottesdienst wegfällt. Die Begräbniszeit ist nachmittags 3 Uhr. 


9. Oktober 1907

Am vorigen Sonntag, am Erntefeste, stiftete eine hochherzige Dame zwei geschmackvolle Altarbouquets in der Stadt- und Hauptkirche. – Das neue Kirchenfenster, darstellend die Transfiguration Christi, aus der Werkstatt des Herrn Bunnemann aus Frankfurt a. M., erweist sich als ein Kunstwerk ersten Ranges. Man hat bemerkt, daß die Gesichtszüge eines der gen Himmel schauenden Apostel rechts unten diejenigen des verstorbenen Vaters des Stifters, nämlich des alten Herrn W. Wolf, sind. Um das Fenster gegen Bubenhand, wie sie bereits das Jackeschky´sche nebenan beschädigt hat, zu sichern, soll noch ein Drahtgitter auf der Marktseite angebracht werden. Die Stadt- und Hauptkirche ist nun mit vier gemalten Kirchenfenstern geschmückt, die noch viel mehr wirken würden, wenn nicht die großen Säulen und weit vorgerückten Emporen teilweise den Blick behinderten.


11. Oktober 1907

Eine Feuerwehrübung am Turme unserer Stadt- und Hauptkirche lockte gestern Nachmittag viel Zuschauer an. Angenommen war, daß in der Wohnung des Türmers Feuer ausgebrochen sei. Bis zur halben Höhe reichte ein Rohr, das an den Hydranten angeschlossen ist. Durch dieses wird das Wasser in die Spritze geleitet, die sich stets oben befindet; mit dem Spritzenschlauch konnte die Wohnung des Türmers unter Wasser gesetzt werden, auch der Kranz konnte bespritzt werden. Ein Minimax-Apparat befindet sich oben, auch einige Fässer Wasser stehen für den Fall eines Feuers im Turme stets bereit.

Der Umbau der Bahnhofsanlagen schreitet rüstig vorwärts. Der neue Tunnel, der zu dem zweiten Bahnsteig führt, und die Tunnelhalle sind schon seit einiger Zeit fertig; jetzt ist auch mit der Überdachung des Bahnsteiges begonnen werden. Die Inbetriebnahme der neuen Anlage soll noch vor Weihnachten erfolgen.


16. Oktober 1907

Eingesandt. (Für die Veröffentlichung unter dieser Rubrik übernimmt die Redaktion nur die gesetzliche Verantwortung.)

Besteht für Guben keine Polizei-Verordnung, daß die Straßen und Plätze vor dem Kehren gesprengt werden, damit die Anwohner und Passanten durch den übermäßigen Staub nicht belästigt werden? In geradezu empörender Weise gehen hier die städtischen Straßenreinigungsfrauen den Hauswirten mit schlechtem Beispiel voran, denn man ist ständig gezwungen, beim Ausgehen Straßenstaub einzuatmen, weil eben die Straßenreinigungsfrauen zu jetziger Zeit überhaupt nicht sprengen. Diese Art der Straßenreinigung dürfte doch in einer Stadt von der Größe Gubens nicht mehr geduldet werden. F.


29. Oktober 1907

Kanonenkugeln aus dem dreißigjährigen Kriege. Als im April 1642 der schwedische General Stalhandschk Guben belagerte, das von sieben Kompanien sächsischer Truppen besetzt war, wurden vom Kornhebbel her und bei der dortigen kleinen Kirche auf etwa 100 Schritt Entfernung 241 Kannenschüsse abgegeben, wodurch die Bastei des Crossener Tors schwer beschädigt wurde. Die Kugeln rollten zum Teil in den Stadtgraben und versanken in dessen morrastigem Grunde. Bei Anlegung der Baugrube für das an der Ecke der Königstraße und des Kastaniengrabens zu errichtenden Hauses sind jetzt in einer Tiefe von 5 Metern einige eiserne Kanonenkugeln  ausgegraben worden, von denen zwei bereits gestern im städtischen Museum ausgelegt waren. Die Chronik berichtet, daß in der Außenwand der dortigen Bastei, die samt dem viereckigen Torturm vor 80 Jahren abgetragen worden ist, zur Erinnerung an den erwähnten Vorgang einige eiserne und steinerne Kugeln halb eingemauert waren, ebenso wie in Cottbus am alten Spremberger Tore und in anderen Niederlausitzer Städten. Es wäre gewiß eine interessante und belebende geschichtliche Erinnerung, wenn von den jetzt aufgefundenen Geschützkugeln der Besitzer einige dem Neubau auf der Grabenseite einfügen und mit der oben genannten Jahreszahl 1642 versehen lassen wollte.


30. Oktober 1907

Sembten. (Blühender Flieder.) Im Garten des Häuslers Gustav Schern hierselbst steht seit einigen Wochen ein Fliederbaum in voller Blüte. Gegenwärtig ist er bereits im Abblühen begriffen.