1910
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember1. Februar 1910
Eingesandt. Guben ist mittlerweile eine Stadt von bald 40 000 Einwohnern geworden, und viele öffentliche Einrichtungen sind auch, entsprechend dem größeren Verkehr, angepaßt worden, aber unser Tunnel-Eingang ist noch so primitiv wie zur Zeit seiner Anlage, unscheinbar und von einiger Entfernung nicht einmal sichtbar. Kaum kann selbst ein eingehendes Zurechtweisen den Fremdling auf die wichtigste Durchgangsstelle zur Bahn aufmerksam machen, und meist hat dieser Fremde große Eile zur Abfahrt. – Wäre es denn nicht endlich angebracht, diesen wichtigsten aller Eingänge zur größten Verkehrsanstalt der Stadt etwas geräumiger, etwas weiter sichtbar zu gestalten? Der große koloniale Rechenkünstler Dernburg würde sicher für die 800 weißen Einwohner in Südwest-Afrikas Diamantfeldern Wellblechdach und Eisenstäbe für genügend halten, aber unsere 5 000 Baumblütler und mehr als 5 000 andere Fremde und schließlich wir alle, selbst in Guben, könnten schon einen besseren Eingang wünschen.
6. Februar 1910
10. Februar 1910
Vom Februar hatten die Brauereien erwartet, daß er ihnen endlich Gelegenheit geben werde, ihre Eiskellereien mit gutem Kerneis zu füllen, er enttäuscht sie jedoch noch ärger, als sie vom Januar getäuscht worden sind. Während auf die Annäherung eines atlantischen Maximums mit Frost und Kälte gerechnet wurde, tauchte plötzlich über Island wieder eine neue, sehr tiefe Depression auf, die mit außerordentlicher Schnelligkeit herangekommen war. Bei ihrer Annäherung, die sich in der Nacht zu Sonntag durch schnelle und anhaltende Druckabnahme ankündigte, fielen im ganzen Lande wieder ergiebige Niederschläge. Vielfach begannen sie in Form von Schneegestöber, das später in Regen überging. Die Temperatur stieg bei starken Südwestwinden wieder beträchtlich. Es gewinnt immer mehr und mehr den Anschein, als ob auf den Eintritt beständigen und kalten Winterwetters in diesem Jahre nicht mehr zu rechnen sei.
11. Februar 1910
15. Februar 1910
Die Pfaffenschänke niedergebrannt. Wie uns gemeldet wird, ist in der Nacht vom Sonntag zum Montag gegen 3 Uhr morgens in der auch von Gubener Ausflüglern viel besuchten Pfaffenschänke bei Coschen Feuer ausgebrochen. Wie es entstanden ist, hat bisher nicht ermittelt werden können. Bis gegen 12 Uhr nachts wurde in dem Lokal noch getanzt. Die abgebrannten Gebäude sind bei der Landfeuersozietät versichert. Eine weitere, uns aus Coschen zugegangene Meldung besagt: Durch Feuerlärm wurden heut in der frühen Morgenstunde gegen 4 Uhr die Bewohner aus dem Schlafe geweckt. In der bekannten Pfaffenschänke stand das Wohngebäude in hellen Flammen. Es ist bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Ein Teil der Möbel ist gerettet worden. Das Feuer ist hierselbst durch Zufall entdeckt worden: denn die tiefe Lage des vielbesuchten Wirtshauses und die es umgebenden hohen Fichten dämpften den Feuerschein, so daß z.B. die Bewohner des nahen Breslack erst in den Morgenstunden zur Löscharbeit herbeieilten.
25. Februar 1910
Der Gubener Ruder-Klub erfreute sich im vergangenen Jahre, wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, einer steigenden Aufwärtsbewegung. Das Bootsmaterial ist in genügender Anzahl und in guter Beschaffenheit vorhanden. Die Kassenverhältnisse sind geordnet und zeigen eine von Jahr zu Jahr fortschreitende Verbesserung. Wie die Statistik zeigt, hat sich der Ruderbetrieb bedeutend gehoben. Die Gesamtzahl der Bootskilometer beträgt 4 341 gegen 3 499 im Jahre 1908 Die Gesamtzahl der Mannschaftskilometer beläuft sich auf 17 295 gegen 13 350 im Vorjahre. Die von einem Mitgliede erreichte höchste Anzahl der zurückgelegten Kilometer beträgt 1 864 gegen 1 089 im Vorjahre. Als wichtigstes Ereignis in diesem Jahre registriert der Verein mit Stolz den ersten Sieg einer Vierermannschaft, welchen er bei einer von den beiden Frankfurter Rudervereinen auf dem Brieskower See am 13. Juni veranstalteten Regatta an seine Flagge heften konnte. Die Tourenruderei wurde in diesem Jahre besonders gepflegt. Außer kleineren Fahrten nach Fürstenberg, Frankfurt, Crossen und weiter oberhalb, fanden drei längere Fahrten statt. Die längste Fahrt unternahmen vom 6. bis 11. August 3 Mitglieder von Guben nach Wittenberge a. Elbe. Eine aus 2 Ruderern bestehende Mannschaft hatte sich den herrlich gelegenen Schwielochsee als Ziel gesetzt. Die dritte längere Fahrt endlich wurde von einer Vierermannschaft nach Stettin unternommen. Alles in allem ein erfreuliches Bild, wie der Sport im Gubener Ruder-Klub energisch und zielbewußt gefördert wird.
26. Februar 1910
26. Februar 1910
26. Februar 1910Eine europäische Teich- und Sumpfschildkröte (Emys europaea), ein Reptil, das bei uns seltener vorkommt, ist im Jagen 42 der Gubener Stadtforst von Waldarbeitern gefunden worden. Die warmen Sonnenstrahlen scheint sie frühzeitig aus ihrem Winteraufenthaltsorte gelockt zu haben. Sie hält sich in stehenden und fließenden Gewässern auf. Ihre Heimat sind Süd- und Osteuropa. In Deutschland kommt sie, früher mehr als jetzt, in den Stromgebieten der Oder und Weichsel, seltener in der Havel und Spree, vor. Sie nährt sich von Würmern, Insekten, Fröschen, Molchen und deren Larven und besonders von Fischen. Durch den letzten Umstand schadet sie mehr als sie nützt. Sie hat ein zähes Leben und kann lange ohne Nahrung aushalten.